Venedig ist nicht weit von Mailand entfernt, aber wenn man es kaum erwarten kann, all die Gondeln und Vaporettos zu sehen, stehen einem Hochgeschwindigkeitszüge zur Verfügung, um in kürzester Zeit in die Stadt der vielen Inseln zu gelangen. Man kann z.B. einen der ETR 675 Züge in Anspruch nehmen, welche siebenmal täglich verkehren. Jeden Tag.

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Die Pracht von Milano Centrale

Mein Zug nach Venedig fährt von Milano Centrale, dem Hauptbahnhof der Stadt. Der vordere Eingang ist auf den Platz Piazza Duca d'Aosta gerichtet. Hier befindet sich unter anderem die La Mela Reintegrata (auch bekannt als The Apple Made Whole Again) - eine 8 Meter hohe Skulptur aus der Frucht, die Michelangelo Pistoletto im Jahr 2016 geschaffen hat.

Der Bahnhof selbst ist der größte in Europa (er umfasst eine Fläche von 103 Hektar). Er verfügt über fünf Stockwerke, darunter ein Unterirdisches. Er beherbergt fast alles, was man sich im Zusammenhang mit Dienstleistungen vorstellen kann: unzählige Geschäfte, Cafés und so weiter. Die massive Kolonnade öffnet den Weg zu Hallen gewaltigen Ausmaßes.

Das Gebäude ist fast 30 Meter hoch und bei einer solchen Größe fühle ich mich kleiner als sonst. Dieses überwältigende Gefühl wird durch die dekorativen Elemente nur unterstützt. Löwen- und Menschenbüsten brüllen mich an und einige andere Formen, die ich nicht identifizieren kann, verwirren mich zusätzlich.

Diese Details, die beeindruckend hohen Decken und die Massivität der Wände ergeben zusammen das, was ich den Kathedraleneffekt nennen würde. Diese Art von Architektur ist erstaunlich und doch unterdrückend. Und es gibt noch eine weitere Besonderheit, die für einen Bahnhof ungewöhnlich ist. Darf ich vorstellen: die Treppe von Milano Centrale!

Es gibt viele Treppen und alle sind unglaublich hoch und ziemlich steil. Hier hochzugehen ist eine ordentliche körperliche Betätigung, auch wenn man sein Gepäck nicht tragen muss. Glücklicherweise gibt es auch eine Reihe von Transportbändern.

Hier ist alles riesig und monumental und ich bin ziemlich fasziniert. Aber bevor ich den Bahnhof verlasse, möchte ich eine Oase der Ruhe und Entspannung erkunden, zu der ich Zugang habe. Gehen wir in Richtung kleinerer Ausmaße und angenehmer Atmosphäre!

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Die Gemütlichkeit der Italo Club Lounge

Mit meinem Ticket kann ich die Reise schon vor deren Beginn genießen. Es gibt mir die Chance, einige Zeit an einem Ort namens Italo Club Lounge zu verbringen. Dieser nicht überfüllte Raum bietet eine gute Möglichkeit, bequem auf seinen Zug zu warten. Er bietet eine Reihe von weichen roten Sofas, Kaffee und alkoholfreie Getränke, sowie Snacks und eine Toilette. Außerdem gibt es einen langen Arbeitstisch und kostenloses Wi-Fi, einhergehend mit unbezahlbarer Stille.

Außerdem – und das gefällt mir am besten – bietet sich einem der perfekte Blick auf die größte des Bahnhofsgewölbes. Ich probiere eine Art Kartoffelstäbchen, trinke kaltes Wasser und blicke auf die hektische Atmosphäre eines großen Bahnhofs hinunter. Wie cool ist das denn?

Praktischerweise verfügt der Lounge-Bereich über ein Display mit aktuellen Informationen über ein- und ausgehende Züge. Dank ihm kann ich zur richtigen Zeit und nicht zu früh zum Gleis gehen. 10 Minuten vor der Abfahrt wird die entsprechende Nummer bekannt gegeben und ich verlasse diesen angenehmen Ort.

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Die Aufregung des Wartens

Auf einen Zug zu warten ist immer aufregend. Wenn du zur Fahrt bereit bist, markiert es den Punkt eines beginnenden Abenteuers: Gerade noch stehst du auf der Plattform und in der nächsten Minute begibst du dich woanders hin. Wenn man im Gegenteil auf jemanden wartet, ist der Moment ebenso spannend: Neue Eindrücke sind in Reichweite. So oder so, diese kurze Zeitspanne ist nicht gleichgültig, sondern genießenswert.

Ich stehe neben Gleis Nummer acht. Die Menschenmenge um mich herum ist vielschichtig. Es gibt Zugpersonal. Es gibt Touristen. Es gibt sogar eine Reihe von Venezianern, da bin ich mir sicher. Wir alle haben unterschiedliche Gründe, jetzt hier zu sein, aber wir alle sind uns einig über den aufregenden Prozess des Wartens auf den Zug.

Nun, lasst mich diesen gewissen Grad an Romantik mit einer alltäglichen Tatsache über italienische Bahnhöfe etwas eindämmen. Soweit ich weiß, sind sie alle rauchfrei. Am Anfang jeder Zugstrecke befindet sich jedoch ein offiziell ausgewiesener Raucherbereich. Es ist eine interessante Dehnung von Vorschriften, die auch unbewusst einem aufmerksamen Beobachter ein seltsames Muster von Schienen und Zigarettenfiltern vermittelt.

Die Eleganz des ETR 675

Der Zug erscheint. Trotz seines eher unkonventionellen technologischen Namens - ETR 675 - ist er meiner bescheidenen Meinung nach einer der schönsten Hochgeschwindigkeitszüge, die ich je gesehen habe. Ich würde die Eleganz dieses Fahrzeugs mit meinen beiden Lieblingszügen der gleichen Kategorie vergleichen: dem Thalys und dem Snabbtåg.

Dies ist einer der neuesten Züge der Pendolino-Familie, ein Neigezug, der eine Geschwindigkeit von 250 km/h erreichen kann. Es ist nicht einer der schnellsten, aber schau dir das an! Abgesehen von dem ansprechenden langnasigen Gesicht hat er ein leuchtend rotes Äußeres und ein schönes Innendesign, voll von augenschmeichelnden Gegenständen.

Die Abkürzung NTV, die man auf der Vorderseite der Lok sehen kann, bedeutet Nuovo Trasporto Viaggiatori. Es ist der Name des Unternehmens, welches diesen Zug, sowie Dutzende anderer Hochgeschwindigkeitszüge, betreibt. Dies ist ein privates (was recht selten ist) und relativ junges (seit 2012) Unternehmen. Und was ist mit dem Namen Italo? Es ist eine kurze und leicht zu merkende Marke, die der NTV-Konzern besitzt.

Der Genuss der Fahrt

Das erste, was passiert, gleich nachdem ich in den Zug gestiegen bin, meinen Platz gefunden habe und mich hingesetzt habe: Eine Schaffnerin kommt und bietet mir eine Tasse Espresso an. Ist das nicht schön? Natürlich sage ich Ja zu dem Vorschlag. Selbstverständlich ist der Kaffee großartig. Und natürlich ist er im Ticketpreis enthalten.

Die Reise beginnt – und das ist ein guter Zeitpunkt, um ein wenig über die Route zu sprechen. Die Fahrt wird nicht lange dauern: Es sind weniger als 300 Kilometer zwischen Mailand und Venedig, was für einen modernen Schnellzug ein Klacks ist. So schafft es jeder anständige ETR 675 in etwa zweieinhalb Stunden. Die Dauer variiert je nach Abfahrtszeit leicht, in meinem Fall ist es 14:25 Uhr.

Die Landschaft ist zur Hälfte landwirtschaftlich genutzt und zur anderen Hälfte urban. Einige charmante Städte mit berühmten Namen wie Verona, Vicenza und Padua ziehen an uns vorbei. Außerdem findet sich auch eine beträchtliche Anzahl von Feldern, die, soweit ich das beurteilen kann, Weinberge sind.

Diesmal reise ich in der Club-Klasse. Sie bietet das höchste Serviceniveau in den Zügen der Italo-Flotte (es gibt auch die Klassen Smart, Comfort und Prima). Sicher, alles in diesem Waggon verdient ein Like. Es gibt viel Freiraum und Beinfreiheit. Die Mitarbeiter sprechen fließend Englisch und haben ein makelloses Aussehen. Kostenloses Wi-Fi ist ebenfalls verfügbar (obwohl das Autorisierungsverfahren vergleichsweise kompliziert ist).

Die Sitze sind anatomisch geformt, jeder von ihnen ist mit einer persönlichen Leuchte, einer Steckdose, einem USB-Stecker, einem Kleiderhaken, einem Beutel für Kleinigkeiten und einem Tisch ausgestattet, der sich wie durch Zauberhand aus einer der Armlehnen entfaltet (genau wie in der Executive Class des Frecciarossa).

Vergleiche die Ticketpreise

Die Fahrt ist ruhig. Die Ticketkontrolle ist kaum wahrnehmbar. Von Zeit zu Zeit bieten die Mitarbeiter der Bahn Essen und Getränke an (zu schade, ich habe weder Hunger noch Durst).

Alle Durchsagen haben englische Versionen. Ich nehme an, dies ist ein Zeichen für eine Route, die bei internationalen Touristen beliebt ist. Es sind jedoch nicht allzu viele Passagiere in meinem Waggon. Wahrscheinlich wegen des Wochentages (es ist Dienstag) und der Saison (ich reise im Mai).

Jedenfalls nähert sich der Zug seinem Ziel und der letzte Teil dieser Reise bietet eine unterhaltsame Aussicht. Zwischen zwei Bahnhöfen Venedigs (Venezia Mestre und Venezia Santa Lucia) befindet sich ein Streckenabschnitt, der das Festland der Stadt mit ihrem historischen Zentrum auf den Inseln verbindet.

Wir sind von Wasser umgeben, wobei klar wird, dass es wohl eine führende Rolle im Leben des Ortes einnimmt. Wir betreten die Stadt der Kanäle, wo die bereifte Fortbewegung ihre Macht verliert und den Horden von verschiedenen Booten überlassen wird. Nun, es ist Zeit, sich von meinem neuen, sich neigenden Hochgeschwindigkeits-Freund zu verabschieden. Welch ein Vergnügen, einen so schönen Zug kennengelernt zu haben!

Fazit

Traditionellerweise, wie ich es am Ende oft tue, möchte ich ein Hotel erwähnen. Während dieser Reise verweilte ich im Dimora Al Doge Beato. Dieser Ort hat eine heimelige und ruhige Atmosphäre. In meinem Zimmer gibt es einen Balkon mit Blick auf alte Häuser in einer engen Straße, wobei der Raum selbst komfortabel, geräumig und sauber ist.

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Vom Bahnhof zum Hotel sind es 12 Minuten zu Fuß, wenn man den Weg kennt. Ich empfehle dringend, eine Karten-App zu verwenden und vorher einen geeigneten Pfad zu erstellen. Sonst könnte der Spaziergang zu einem anstrengenden Erlebnis werden - seien wir ehrlich: Venedig ist die Hölle für Fußgänger.

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Nun, du wirst wahrscheinlich die einzigartige Erfahrung lieben, hier zu sein. Oder auch nicht. Auf jeden Fall lohnt es sich, es auszuprobieren - deshalb hinterlasse ich euch ein paar Links, die euch helfen werden, ein Zugticket nach Venedig zu buchen: Omio oder NTV Italo!

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