Da Züge nicht über Wasser fahren können (zu Schade), scheint die Fähre die beste Wahl zu sein, wenn man sich zwischen der estländischen und schwedischen Hauptstadt bewegt. Das Unternehmen, welches diese Strecke bedient, nennt sich Tallink und der folgende Bericht handelt von der Reise mit derer seiner Schiffe.

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Münzen, Registriergeräte und Routenplaner

Die Fähre nach Stockholm fährt von Terminal D des Tallinner Passagierhafens ab. Dieser liegt relativ nah am historischen Zentrum. Beispielsweise gelangt man in nur einer halben Stunde zu Fuß zum berühmten Kiek im de Kök-Turm.

Die erste Serviceeinrichtung, die einen Reisenden im Terminal begrüßt, ist ein Gepäckraum, der sich direkt neben dem Eingang befindet. Diese Verortung ist extrem praktisch, besonders wenn Ihr Hab und Gut schwer oder zahlreich ist. Die Spinde in verschiedenen Größen und Preiskategorien akzeptieren ausschließlich Münzen, aber man kann seine Scheine auch ganz einfach (allerdings nur von 8:30 bis 19:00 Uhr) in Metall verwandeln - und zwar mithilfe eines Geldwechselautomaten.

Um zur Fähre zu gelangen, benutze ich eine Rolltreppe und gelange in die nächste Ebene des Gebäudes – diejenige, welche in europäischen Ländern meist als erste Etage bekannt ist. Dort treffe ich auf ein weiteres nützliches Feature - Selbstregistrierungsautomaten mit benutzerfreundlicher Oberfläche in englischer Sprache. Der Check-in-Prozess ist schnell erledigt und ich bekomme innerhalb von Sekunden eine Bordkarte.

Anschließend navigiere ich mich, zusammen mit anderen Reisenden durch ein paar Hallen und den langen Korridor, der in einer Boarding-Brücke endet. Die Anreise zur Fähre dauert einige Minuten und – für den Fall, dass sich jemand unterwegs ausruhen muss – gibt es eine anständige Anzahl an Sitzplätzen.

Durch die Glaswände des Passagierkorridors kann ich die Fähre in ihrer vollen Größe erspähen. Vor meinen Augen prangt die 10 Jahre alte, 30 Meter hohe Ostseekönigin der Tallink-Flotte. Sie verfügt über 12 Decks und fast 1000 Kabinen. Und ich bin im Begriff an Bord zu gehen.

Die Sonne strahlt und es ist mehr oder weniger warm. Das offene Deck des Schiffes ist überfüllt. Menschen machen Selfies, genießen die frische Luft, werfen dem schönen Tallinn wehmütige Abschiedsblicke zu und drehen potenziell like-bare Videos für ihre sozialen Netzwerke. Pünktlich um 18:00 Uhr wird der Anker gelichtet.

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Die Fahrt in die schwedische Hauptstadt dauert etwas mehr als 16 Stunden. Die Fähre fährt über die Ostsee nach Westen und macht einen kurzen Zwischenstopp in Mariehamn (Fähren von Turku und Helsinki fahren ebenfalls über diesen Hafen). Die gute Nachricht: Die Gelegenheit, diese Route zu erleben, ist alles andere als selten, ja sogar täglich.

Vergleiche alle Ostsee-Fähren

Vom frühen Abend bis zum Morgen bietet diese Überfahrt eine Vielzahl von Möglichkeiten. Es bleibt genügend Zeit, um bei Tageslicht das Beste aus der Aussicht herauszuholen und sowohl das Nachtleben als auch einen guten Schlaf zu genießen, sobald es draußen dunkel ist.

Libellen, Doppelbett und Synthie-Pop

Die Baltic Queen hat viele Treppen, wie es bei allen großen Fähren üblich ist. Die Treppenaufgänge sind mit vielen Spiegeln und glänzenden, reflektierenden Metallelementen gestaltet - und das scheint der unverwechselbare Stil von Tallink zu sein (wie man auch an deren Fähre namens Star erkennen kann).

Aber eine Sache ist hier doch recht ungewöhnlich und eigenartig. Damit meine ich die reichlichen Libellenbilder - vereinfacht und doch deutlich erkennbar. Sie sind überall, an jeder Wand jedes Treppenhauses. Während ich versuche herauszufinden, was wohl hinter dieser dekorativen Wahl stecken könnte, neige ich zu der Annahme, dass es sich dabei um die Visualisierung von Geschwindigkeit und Eleganz handeln muss. Libellen sind bekannt dafür, schnell und gut im Manövrieren zu sein - ebenso wie moderne Schiffe.

Ich mag mich in meinen Annahmen über die stilisierten Insekten irren, aber eine Sache weiß ich ganz sicher: Meine Kabine befindet sich auf Deck 8. Das Leitsystem innerhalb der Fähre ist hervorragend und ich weiß zu jeder Zeit genau, wohin ich gehen muss.

Ich gehe zum entsprechenden Deck, biege um die Ecke und gehe ein paar Schritte auf einem Flurteppich. Die Türen der Baltic Queen sehen ziemlich schick aus - mit einem tiefen und kühlen Grünton und horizontalen Streifen. Sollte ich eine davon öffnen? Klar doch!

Ich betrete die Kabine, welche die Klasse A Premium repräsentiert – was genau in der Mitte der verschiedenen Service-Klassen liegt. Sie ist nicht so geräumig wie zum Beispiel die Deluxe-Klasse, aber sie hat zwei großartige Funktionen, die einen Unterschied im Vergleich zur, sagen wir, B-Klasse machen. Die erste von ihnen ist ein großes, rundes Fenster. Zweitere ist das breite, große Doppelbett.

Abgesehen davon hat dieser Ort viele weitere Komfort- und Funktionsmöglichkeiten. Zweigeteilte Nachttische und Lampen befinden sich auf beiden Seiten des Bettes. Der Kleiderschrank in der Nähe der Tür ist geräumig und mit Bügeln ausgestattet. Es gibt außerdem zwei Steckdosen beim Spiegel, einen weichen Hocker, einen Papierkorb und eine Klimaanlage.

Die Kabine hat eine eigene Toilette und eine Dusche. Der dazugehörige Raum ist winzig, aber sehr komfortabel. Besonders gut gefällt mir die Form des Waschbeckens, das zusammen mit zwei Spiegeln die Ecke effektiv und auffallend nutzt.

Vergleiche die Preise der Kabinentypen

Ich habe den Eindruck, dass einige der Leute bei Tallink, die für das "Bitte nicht stören"-Schild verantwortlich waren, Fans der Kult-Synthpop-Band Depeche Mode ein müssen. So sieht das Schild aus:

Wahrscheinlich steigere ich mich da etwas zu sehr hinein, aber der preisgekrönte, meistverkaufte und all-diesen-Kram enthaltende Song "Enjoy the Silence" kommt mir sofort in den Sinn. Ich schätze, viele der Leser haben keine Ahnung, wovon ich spreche, also lasst uns das einfach vergessen. Wie auch immer, ich hebe mir das Stille-genießen für die Nacht auf und gehe hinaus, um mich ein wenig umzusehen.

Ich verlasse die gemütliche Kabine und gehe durch die Gänge und Hallen der Fähre. Dort finden sich sehr viele Menschen und die meisten von ihnen ziehen es vor, sich Drinnen aufzuhalten. Ich beschließe, das offene Deck noch einmal zu besuchen – solange das Tageslicht noch anhält.

Pixel Art, Essensvielfalt und die untergehende Sonne

Nach draußen zu gehen, stellt sich als hervorragende Idee heraus, denn ich werde mit einem seltsamen Fund belohnt. Ein großes "No Smoking"-Piktogramm auf der Oberfläche des Decks, das wie eine reale Umsetzung der Pixelkunst aussieht. Noch interessanter ist, dass andere Bilder des gleichen Zwecks auf der Fähre ziemlich normal und rund aussehen - was dieses hier einzigartig zu machen scheint.

Die Meereslandschaft ist bereits in ihrem meditativsten Zustand: nichts Überschüssiges, nur zwei Naturkräfte und der Horizont dazwischen. Wenn es einen Wettbewerb beruhigender Ausblicke gäbe, wäre dieser hier ein starker Kandidat für den Grand Prix. Bemerkenswert ist, dass verschiedene Objekte einer Fähre - Rettungsboote, Rettungsringe, Scheinwerfer und Seile - anmutige Nebenrollen übernehmen und dem Gesamtbild einen gewissen Charme verleihen.

Das Herumlaufen macht Appetit, auch wenn die Lauffläche relativ klein ist. In Anbetracht dessen, scheint meine nächste Sehenswürdigkeit offensichtlich zu sein, besonders da sich die Essenszeit anbahnt. Ich betrete die Räumlichkeiten, die sich Grande Buffet nennen.

Das Buffet befindet sich am Bug des Schiffes. Seine breiten Fenster bieten eine großartige Aussicht. Die Köche halten eine lange und vielfältige Liste von leckeren Gerichten bereit (die Getränke nicht zu vergessen). Es gibt so viel von Allem, dass, selbst wenn man eine ganze Woche Zeit hätte, um alle Gerichte zu probieren, ich es nicht schaffen würde.

Tatsächlich dauert das Festival der gastronomischen Vielfalt am Buffet etwa drei Stunden an, was die Möglichkeit, es zu verpassen, tatsächlich Realität werden lässt. Doch selbst wenn dieser unglückliche Ausrutscher einigen Passagieren passieren sollte, hält die Baltic Queen einen Plan B für eine solche Situation parat. Es gibt viele Restaurants und Cafés mit verschiedenen Cuisines und Menüoptionen - vom amerikanischen Steak bis zum russischen Borschtsch.

Für diejenigen, die die Stimmung und das Ambiente von Bars bevorzugen, gibt es auch die perfekten Orte. Einige von ihnen bieten sogar Live-Musik, zusätzlich zu Shots und Longdrinks. Ich finde zwei Möglichkeiten der letztgenannten Art: ruhiges Verweilen bei einem Glas Wein in einer Piano-Bar und frisch gezapftes Bier in Begleitung eines peppigen Gitarristen.

Unterdessen beginnt die Sonne ihre Routine, über dem Horizont zu verschwinden. Diese tägliche Darbietung sieht nach wie vor toll aus und zieht glücklicherweise immer wieder Aufmerksamkeit auf sich, auch in Zeiten übermäßiger Medieninhalte und üppiger Unterhaltung. Und das ist äußerst bewundernswert.

Hast du auch bemerkt, dass ein Sonnenuntergang normalerweise eine Art gefühlvolle Stimmung erzeugt? Meiner Meinung nach ist die untergehende Sonne die beste Bühne für Gedanken über Erhabenes, schwer Fassbares und Geheimnisvolles. Zum Beispiel über kostenloses Wi-Fi - was eine Art Wunder ist, zumindest für einen normalen Menschen wie mich. Aber, jetzt Mal ganz ohne Witz, Wi-Fi ist hier verfügbar und kostenlos. Mitten auf dem Meer, wohlgemerkt!

Die Luft kühlt langsam ab, der Tag ist offensichtlich vorbei. Aber das lebendige Treiben auf der Fähre ist noch in vollem Gange.

Zylinder, Fähren-Fernseher und Inselgruppen

Das Hauptereignis der Nacht findet in einem zweistöckigen Veranstaltungsort mit ausgefallenem Namen statt - dem Starlight Palace. Zwei sympathische Männer in weißen Hemden mit Hosenträgern stehen auf der Bühne. Sie halten Mikrofone und hantieren mit nummerierten würfelförmigen Boxen.

Diese Veranstaltung ist eine Lotterie. Ich versuche nicht, die Mechanik davon zu verstehen, aber ich bemerke zwei Dinge. Erstens, der Prozess beinhaltet einen Zylinderhut. Zweitens, scheint die Menge es zu genießen. Letzteres ist nicht verwunderlich - es gibt Preise und nichts ist besser als Dinge, die gratis sind.

Während einige Passagiere ihr Glück in der geschäftigen Halle herausfordern, bevorzugen andere - und ich gehöre dazu - ruhigere Orte. In der Tat, einige spaßige Aktionen erfordern nicht viel in Bezug auf Organisation. Wir können uns jederzeit mit Quatschen, Tratschen und Herumalbern unterhalten. Warum nicht?

Wie auch immer, viele der zeitaufwändigen Aktivitäten sind zu dieser Stunde nicht verfügbar. Modegeschäfte und Geschenkläden sind bereits geschlossen. Ein Supermarkt ist auch in der Pause. Und der Rummel auf der Fähre beginnt zu verblassen, da es langsam spät wird.

Ich gehe zurück in meine Kabine und schalte den Fernseher ein (oh, die Guilty Pleasures!). Neben dem skandinavischen Fernsehen gibt es einen eigenen Kanal, der dem Schiff gewidmet ist. Er zeigt zwei visuelle Elemente in Rotation: die Ansicht vom Bug aus (in Echtzeit, soweit ich das verstehe) und eine Karte, die veranschaulicht, wo sich die Baltic Queen momentan genau befindet.

So faszinierend es auch aussieht, ich brauche etwas Ruhe. Deshalb tausche ich den Fernseher gegen ein Nachtlicht. Das ist das letzte, was ich sehe, bevor ich einschlafe:

Schnitt: Es ist schon Morgen. Das Schlafen auf einem großen, bequemen Bett ist ein Vergnügen für sich, aber es ist noch besser, wenn sich direkt dahinter ein Fenster befindet. Ich öffne einfach die Augen - und sehe das angenehme Bild von sich langsam bewegenden Wolken. Was für ein schöner Start in den Tag!

Außerdem geht der Morgen sogar noch schöner weiter. Die Fähre nähert sich Stockholm und dieser Teil der Route gilt zu Recht als einer der schillerndsten Orte für eine Seereise. Die Aussicht ist spektakulär und einzigartig und es ist kein Wunder, dass jeder diese kleinen Inseln und Inselgruppen liebt.

Traurigerweise lassen wir all diese Schönheit irgendwann hinter uns. Aber das Gute ist, dass wir in der Stadt ankommen, die ebenfalls großartig ist. Und wo wir gerade vom Guten sprechen, bedeutet das, dass dieser lange Text ebenfalls fast fertig vorbei ist. Vielen Dank für die Geduld, liebe Leser!

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Die Passagiere verlassen die Baltic Queen über einen weiteren, langen Steg und ich folge deren Beispiel. Wir sind am Endpunkt der Reise - Värtaterminalen, ein modernes Fährterminal aus dem Jahr 2016.

Das Gebäude hat ein unverwechselbares Design mit grünem Dach, breiten minimalistischen Hallen und raffiniert gestalteten Ebenen. Leider habe ich keine Zeit, es richtig zu erkunden, also werfe ich dem Ort einfach ein paar verstohlene Blicke zu.

Anschließend nehme ich den Flygbussarna - einen Bus ins Zentrum der Stadt. Das Ticket kostet 60 SEK (etwas weniger als 6 Euro). Die Fahrzeit beträgt nur 10 Minuten. Das war's.

Letzte Worte, eine subjektive Bewertung und nützliche Links

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Reise in meiner persönlichen, subjektiven Bewertung fünf von fünf Sternen verdient hat. Und es gibt einige ehrenvolle Erwähnungen: das Buffet, das Doppelbett einer A-Premium-Kabine und die Aussichten auf der letzten Etappe der Reise.

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Genug gesagt und ich unterstütze meine Empfehlungen mit einer Reihe von Links zum Thema: Directferries (die Fähre einfach und bequem buchen), Tallink, Tickets für die schwedische Eisenbahn, preiswerte Hotels in Stockholm und preiswerte Hotels in Tallinn. Wir sehen uns auf den Seiten dieses Blogs wieder und ich hoffe, dass all eure Reisen eine 5-Sterne-Bewertung verdient haben.

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