Eine der schönsten Zugstrecken der Welt – Teil 1 Ella - Nanu Oya

Auf Tuchfühlung mit Sri Lankas Bergwelten

Schon lange habe ich davon geträumt, einmal mit dem Zug auf der Strecke zwischen Ella und Kandy zu reisen. Sri Lankas Hochland bietet insbesondere auf Schienen atemberaubende Aussichten auf weit gefächerte Teeplantagen, schier bodenlos erscheinende Wasserfälle und farbenfrohe Tempelanlagen. Nicht ohne Grund wird der Streckenabschnitt zwischen Badulla und Kandy als eine der atemberaubendsten Zugstrecken Asiens betrachtet. Auf meiner Reise durch dieses wundervolle Land durfte also auch ein Ausflug ins Hochland nicht fehlen. Da ich mir dabei ein wenig Zeit lassen wollte, gibt es in diesem Blog alles über die Strecke von Ella nach Nanu Oya (aka. Nuwara Eliya, das Little Britain Sri Lankas) zu lesen; und in einem weiteren Beitrag werde ich dann noch über die Weiterreise von Nanu Oya nach Kandy berichten. Viel Spaß!

Ella

Ella hat sich in den letzten zehn Jahren vom kleinen Bergdörfchen zu einem sehr beliebten Ausflugsziel in Sri Lankas Highlands gemausert. Von hier kann man einige fantastische Hikes antreten, hervorragenden Tee trinken, Little Adam’s Peak und Ella Rock erklimmen und sogar mit Sri Lankas erster Zipline über die Berghänge gleiten. Eines der größten Highlights ist allerdings ein Besuch der Nine Arch Bridge (wortwörtlich, Brücke mit neun Bögen), ein absolutes Meisterwerk kolonialer Baukunst. Mit einer Länge von 90 Metern und 25 Metern Höhe, versteckt sich das Bauwerk gekonnt zwischen den rollenden Hügeln des Örtchens. Nach einem kleinen Fußmarsch durch den Dschungel bereitet sich jedem neugierigen Abenteurer dann ein Anblick, der seines Gleichen sucht. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann man von einer Aussichtsplattform aus einen der ungefähr 6 Züge pro Tag über die Brücke fahren und in einem Tunnel verschwinden sehen. Die beste Aussicht hat man übrigens vom Asanka Café (einfach ‘ne Limo kaufen und den Ausblick genießen!). Kleiner Tipp vorweg: Wer mit dem Zug über die prominente Nine Arch Bridge fahren will, der muss bereits eine Station vor Ella einsteigen.

9 Bogenbrücke
Blick von Little Adams Peak
Ella Rock

Da ich mir meinen Weg nach Ella per Privattransport vom Udawalawe Nationalpark im Süden des Landes aus in die Berge gebahnt habe, werde ich die Strecke in umgekehrter Reihenfolge wie die meisten Reisenden, die direkt aus Colombo kommen, antreten. Ich bin in einem wunderschönen, geräumigen und modernen Bungalow, in McQueen’s Homestay untergekommen und kann den Aufenthalt dort absolut empfehlen. Die Deluxe Unterkunft inklusive Frühstück kostet gerade mal 50 € für 2 Personen pro Nacht und der Besitzer tut wirklich alles dafür, dass es einem gut geht (inklusive Organisation der Zugtickets, aber dazu gleich mehr).

Niedlicher Holzbungalow im McQueens Homestay

Fahrpläne, Zugklassen und Ticketpreise

Insgesamt gibt es 6 Verbindungen zwischen Ella (Achtung, auf Singhalesisch “Elle”) und Nanu Oya (der nächstgelegene Bahnhof zu Nuwara Eliya), von denen fünf Züge täglich verkehren und einer nur an Wochentagen.

Letzterer ist der Local Train und verfügt nur über eine 2. und 3. Klasse. Abfahrt ist wochentags um 12:48 Uhr mit Ankunft an der Endstation Kandy um 22:38 Uhr.

Die weiteren 5 Züge verfügen über 1., 2. und 3. Klasse und verkehren jeweils um 06:39, 08:03, 09:23, 11:56 und 18:53. Diese Züge fahren alle bis zur Hauptstadt Colombo durch, wobei die gesamte Fahrtzeit ca. 9 Stunden beträgt. Bis nach Kandy sind es um die 7 Stunden und meine Fahrt nach Nanu Oya dauerte um die 3,5. Wie bei allen Zügen in Sri Lanka sind diese Zeiten alles andere als eine Gewährleistung, sondern vielmehr grobe Orientierungspunkte. Aktuelle Fahrpläne und Abfahrten findet ihr hier.

Auf meiner Reise mit dem Express Train gab es insgesamt 3 Klassen; 1., 2. und 3. Klasse. Außerdem ist es auf dieser Strecke möglich, sich in allen Zügen – außer dem Local Train – gegen einen Aufpreis ein 2. oder 3. Klasse-Ticket mit Sitzplatzreservierung zu kaufen. Wer noch ein bisschen mehr über Zugklassen und insbesondere auch die Ticketreservierungen auf Sri Lanka lernen möchte, der sollte dringend einmal bei diesem Beitrag hier vorbeischauen.

Aufgrund der Beliebtheit der Strecke rate ich dringend dazu, sich am besten schon ein paar Wochen im Voraus um eine Reservierung kümmern. In meinem Fall hatte ich tatsächlich riesiges Glück, denn aufgrund meiner recht lockeren Reiseplanung entschied ich mich lediglich eine Woche vor der geplanten Abfahrt, mein frisch gebuchtes Guesthouse zu kontaktieren, um mir bei der Beschaffung des Tickets zu helfen. Binnen weniger Minuten bat mich mein zukünftiger Gastgeber um meine Reisepassnummer und die genauen Reisedaten und teilte mir mit, er würde sich sofort auf den Weg zum Bahnhof machen. Reservierungen der 1. Klasse waren schon lange ausgebucht, jedoch konnte er mir ein Ticket der 2. Klasse mit Sitzplatzreservierung ergattern. Als ich wenige Tage später in Ella eintraf, übergab er mir stolz den Fahrschein (ein kleines Trinkgeld und meine ewige Dankbarkeit waren hier auf jeden Fall angemessen). Für meine knapp 3,5-stündige Fahrt habe ich auf diesem Wege umgerechnet 5€ bezahlt. Das lief auf jeden Fall sehr unkompliziert.

Der Bahnhof in Ella

Während meiner drei sehr entspannten Tage in dem Bergdörfchen habe ich es mir nicht nehmen lassen, den Bahnhof bereits einen Tag vor meiner Abfahrt zu begutachten. In dem kleinen Städtchen kann man sich nur mit sehr großer Mühe verirren, und so fand ich mich ganz ohne Umschweife vor dem kleinen, strahlend weißen Gebäude wieder. Der Bahnhof in Ella ist sehr überschaubar, aber äußerst charmant. Direkt vorm Eingang finden sich – nebst übermotivierten Tuktuk-Fahrern – ein kleiner Tempel und ein Geldautomat.

Das schöne weiße Bahnhofsgebäude
Tempel am Eingang
Für den Fall, dass du Geld brauchst...
Zu den Gleisen
Fahrkartenschalter
Nicht viel los

Abgesehen von der makellos weißen Farbe sticht der Bahnhof außerdem noch durch eine weitere Auffälligkeit hervor. Seine übermäßige Beschilderung. Selten habe ich so viele Anzeigetafeln, Poster, Hinweisschilder und Werbeplakate gesehen wie hier. Direkt am schmalen Eingang findet man eine Übersicht über Sri Lankas Zugstrecken, Abfahrtszeiten, Preise und – Oh Wunder – die Wagenreihung! Im Gang befindet sich der düstere Ticketschalter mit einem wenig interessierten, hinter Gittern sitzenden Bahnmitarbeiter. Auch der Ticketschalter ist mit Hinweisen und Zetteln aller Art gesäumt. Da ich mein Ticket bereits habe, und sich zudem schon eine längere Schlange mit Touristen, die vergeblich nach freien, reservierten Plätzen fragen, gebildet hat, entschließe ich mich, meine Erkundungstour am nächsten Tag fortzusetzen.

Zug Informationen
Eisenbahnnetz
Eisenbahnlinie nach Colombo
Fahrplan
Fahrpreise
Mehr Informations-Wahnsinn

Abfahrt in Ella

Unser Zug soll Ella pünktlich um 09:23 Uhr verlassen. Nach einem reichhaltigen Frühstück bietet mir unser Gastgeber an, mich mit seinem Auto zum Bahnhof zu fahren, welcher sich auf der anderen Seite des Städtchens befindet. Gesagt, getan. Schon um kurz vor 9 fahren wir an dem schnuckeligen Gebäude vor, wo sich bereits zahlreiche Touristen tummeln. Der Bahnhof von Ella verfügt lediglich über 2 Gleise, die durch eine kleine Betonbrücke verbunden sind. Um zu den Gleisen zu gelangen, muss man zunächst sein Ticket am Eingang vorzeigen. Der wesentlich besser gelaunte Sinhalese – im Vergleich zum grummeligen Bahnangestellten am Tag zuvor – grüßt mich freundlich und lässt verlauten, dass ich ein Ticket der 2. Klasse mit Sitzplatzreservierung habe, und somit gerne direkt am Eingang Platz nehmen könne, wo mein Waggon in Kürze halten wird.

An den Gleisen
Erste Ticketkontrolle
Es wird geschäftig
Zug-Fahrtrichtungen
Wartebereich
Zu den Toiletten
Gespanntes Warten

Ich habe noch ca. 20 Minuten Zeit, um mich umzusehen und begebe mich fix auf Erkundungstour. Rechts vom Eingang findet sich ein kleines Aquarium nebst Baum-förmigen Bücherregal, bei dem man sich mit Lektüre für seine Reise bedienen kann. Sehr innovativ! Geht man etwas weiter, so kommt man zu den Toiletten und an das Ende des Bahnhofs. Auf der linken Seite gibt es da schon wesentlich mehr zu entdecken. Was mir bei diesem Bahnhof – abgesehen von der wilden Beschilderung – noch ins Auge sticht, sind die zahlreichen bunten Blumen überall. Wer also etwas Zeit bis zur Abfahrt hat, kann quasi einen Spaziergang durch das bahnhofseigene Blumenbeet machen. Aber bitte nicht pflücken! Ich quetsche mich durch die größer und größer werdenden Massen von Passagieren, die auf den wenigen Sitzbänken am Gleis keinen Platz mehr finden und schlendere entlang des hübsch angelegten Bahnhof-Gärtchens, welches ebenfalls mit unzähligen Schildern und Hinweisen in jeweils drei Sprachen (hier eine kleine Auswahl) übersät ist.

Verbindungsbrücke
Surprise aquarium
Das Ende?
Überraschungsbuchregal
Kein Blumen pflücken!
Willkommensschild
Ein weiteres Schild
Und noch ein weiteres
Waschbecken im Blumengarten

Und somit bin ich auch schon wieder am Ende des Bahnhofs angelangt. Sehr übersichtlich. Ich gehe zurück zu meinem designierten Einstiegspunkt und warte geduldig auf das Eintreffen des so sehnlich erwarteten Zuges. Und tatsächlich: Beinahe pünktlich um 09.25 Uhr rollt unser blaues Gefährt ein. Im Vergleich zu den beiden anderen Zügen, die ich bisher in Sri Lanka gefahren bin, ist dieser eine völlig andere Liga. Er erstrahlt in blau-weiß modernem Glanz mit zeitgenössischem Interieur – ich bin gespannt. Ein uniformierter Bahnangestellter mit ernster Miene macht eine Geste, die mich und einige andere am Bahnsteig zum Zurücktreten anweist. Er scheint sich für etwas bereit zu machen, denn er hält einen seltsamen, runden Lederring in der Hand. Während der Zug nun nahezu Schrittgeschwindigkeit erreicht hat, kann ich beobachten, wie sich ein Lokführer aus dem Häuschen streckt und den dubiosen Ring entgegennimmt. Wozu der gut ist, werde ich wohl nie erfahren.

Der geheimnisvolle Lederring
Möge die Reise beginnen

Mit einem Blick auf die Wagennummerierung wühle ich nochmal schnell mein Ticket heraus und versuche, entsprechende Ziffern darauf zu finden. Fehlanzeige. Es wird ein wenig hektisch, Menschentrauben bilden sich um den Einstieg, der uns von einem Bahnangestellten angewiesen wird. Sobald ich aber irgendetwas erkennen kann, sehe ich, dass dieser Waggon die 1.Klasse beherbergt und drehe um. Der Waggon dahinter schien bis dato nicht für den Einstieg freigegeben worden zu sein, jetzt jedoch starrt mich ein hektisch winkender, uniformierter Zugbegleiter an. Ich folge der Anweisung und nach einer zweiten (und nicht letzten) Überprüfung meines Tickets wird mir Einlass gewährt.

Der Zug

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei unserem Zug um ein echtes Prachtexemplar. Die blauen, chinesischen Züge verkehren seit 2012 und sind im Vergleich zu den restlichen Zügen extrem neu und etwas verlässlicher. Sämtliche Ventilatoren sind voll funktionstüchtig (sofern man den dafür vorgesehenen Schalter findet und bedient), das Interieur sieht frisch und neu aus und die Fenster laden zum Blick-in-die-Ferne-schweifen-lassen ein. Abgesehen von der 1., 2. und 3. Klasse verfügt unser Gefährt außerdem über einen Bistro-Waggon (den man allerdings gar nicht unbedingt benötigt, da durchgehend Snack- und Getränkeverkäufer auf der Suche nach hungrigen Bahnreisenden durch den Zug laufen). Die mit braunem Kunstleder überzogenen Sitze sind 2x2 angeordnet und verfügen über ein kleines Gepäcknetz, einen großzügigen Klapptisch mit Getränkehalter und eine Fußleiste. Steckdosen konnte ich leider keine finden und Wi-Fi sucht man in den Zügen Sri Lankas sowieso vergebens. Der mit glänzendem, hellen Holz verkleidete Waggon bietet viel Platz, hat eine – in meinem Fall – nicht funktionierende Digitalanzeige und große Gepäckablageflächen über den Sitzen. Wer seinen 20-kg-Backpack nicht über seinen Kopf hieven möchte, der kann, wenn er schnell genug ist, auch eine bequemere Gepäckablage am Eingangsbereich nutzen. Dort findet sich auch ein Müllbehälter, eine recht saubere Toilette und ein Stellplatz für zwei nicht vorhandene Feuerlöscher (wie hier im Bild zu sehen). Und wenn man bei seiner Waggon-Erkundungstour etwas wackelig auf den Beinen ist, der kann sich bei von der Decke herabbaumelnden Griffen Halt suchen. Unsere gesamte Reise wird übrigens von aus kleinen Lautsprechern tönenden “Aufzug”-Musik begleitet. Aber keine Sorge, sie ist weder zu laut, noch in irgendeiner Art nervig.

Zug Innenraum
Alles was du brauchst
Bequeme Ledersitze
Backpack storage at the entrance
Mülleimer und fehlende Feuerlöscher

Die Fahrt

Beim Blick auf mein Ticket muss ich leider feststellen, dass keine der darauf abgedruckten Zahlen mit meiner Wagennummer korrespondiert und verlasse mich deshalb ganz auf die Zugbegleiter. Mit großer Freude sehe ich, dass ich einen Platz auf der rechten Seite ergattert habe, von welcher die Aussicht während der Fahrt angeblich am besten sein soll. Eine Sitzplatzwahl gibt es beim Kauf übrigens nicht, also muss man sich auf sein Glück verlassen. Gespannt wandele ich auf der Suche nach meinem Platz den Gang entlang und muss anschließend mit großer Enttäuschung feststellen, dass mein Sitz zwar auf der Fensterseite ist, aber über keines verfügt. Mal wieder (wie schon damals in meinem Blog über meine Fahrt in Chile) habe ich einen Sitz erwischt, der sich direkt im Zwischenbereich von zwei Fenstern befindet und meine Aussicht sich somit auf die grau gepunktete Musterung der Wandverkleidung beschränkt.

So much for my “window” seat
Mein Zugticket
Wie funktioniert das also?

Glücklicherweise ist die 2.Klasse ab Ella anscheinend nicht völlig ausgebucht (ich gehe stark davon aus, dass die entsprechenden Ticketbesitzer zu einem späteren Zeitpunkt der Fahrt zusteigen werden) und ich setze mich einfach heimlich auf den unbelegten Sitz mit freiem Fensterblick direkt hinter mir.

Mit etwa 10 Minuten Verspätung rollen wir dann endlich los. Kaum sind wir in Bewegung müssen einige erkundungsfreudige Passagiere – darunter auch ich – feststellen, dass unser Waggon abgeriegelt wurde und man sich nun nicht mehr frei im Zug bewegen kann. Dabei ist mir etwas mulmig, jedoch bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu beugen. Ich schätze, es dient zu unserem eigenen Komfort, sodass sich während der Fahrt keine Passagiere ohne Reservierung einfach hineinschleichen können. Dennoch etwas seltsam. Wer wirklich darauf besteht, den Waggon zu verlassen, wenn auch nur, um das Bistro aufzusuchen, der kann einem Zugbegleiter bescheid geben und die Türen werden anstandslos per Imbusschlüssel geöffnet – allerdings könnte die Rückkehr etwas schwieriger werden. Ich mache es mir derweil auf meinem Sitz bequem und blicke ins Grüne. Gemächlich schlängeln wir uns die Hügel hinauf. Auf unserer Reise werden wir übrigens über 800 Höhenmeter bezwingen! Zunächst schlängeln wir uns durch saftig grün strahlende Teeplantagen mit einem atemberaubenden Ausblick, soweit das Auge reicht. Da sich die Fenster der 2.Klasse problemlos öffnen, kann man hier wirklich absolut fantastische Fotos vom sich durch die Berge schnaufenden Zug schießen. Wie man sieht, konnte ich davon einfach nicht genug bekommen. Aber bitte aufpassen, auf der Strecke gibt es einige eng bemessene Tunnel und nahgelegene Masten, nach denen aufmerksam Ausschau gehalten werden sollte, um unschöne Verletzungen zu vermeiden – insbesondere, wenn man sich wie der ein oder andere Instagrammer fröhlich aus der Tür hängen lässt.

Los geht's

Wir passieren winzige Dörfer, können einen Blick auf das ländliche Leben werfen, erhaschen Teepflückerinnen bei ihrer täglichen, harten Arbeit und können die Atmosphäre auf uns einrieseln lassen. Schon bald meldet sich mein Magen zu Wort und seinem Ruf wird sofort gefolgt. Ein Verkäufer mit einem großen Korb voller Leckereien, wie Sandwiches, Samosas, Rotti und vielem mehr, bahnt sich seinen Weg in die 2. Klasse. Da lasse ich mich nicht zweimal bitten und gebe meine Bestellung auf. Für umgerechnet 2,50 € erhalte ich vier leckere, feurig scharfe, frittierte Teilchen. Ein wenig später hat der gute Mann dann plötzlich Chai Tee im Angebot, den man wirklich einmal probiert haben sollte. Auch hier schlage ich guten Gewissens zu. Es geht weiter und weiter nach oben, bis der strahlend blaue Himmel einem dichten Nebel weicht. Man sieht kaum den Zug vor Augen und schwupps – wir sind mitten in den Wolken. Kurz darauf erreichen wir den höchsten Punkt auf unserer Reise, der – Oh, Wunder – beschildert ist. 1898 Meter über dem Meeresspiegel.

Auf dem Gipfel angekommen
Hoch oben in den Wolken
Thick fog at the station
Dorf in den Wolken
Der Imbissmann
Village life

Wie durch Zauberhand teilen sich die Wolken und geben den Blick frei auf die sich unter uns erstreckende Weite. Kurz darauf passieren wir eine Brücke und ein weiterer Verkäufer mit unfassbar energetischer Ausstrahlung betritt den Waggon und zieht mit seiner herrlichen Laune alle in seinen Bann. Bevor er doch seine köstlich duftenden Dhal-Fritter anpreist, weist er sämtliche Fahrgäste auf einen Wasserfall hin, den wir nach der nächsten Kurve erblicken können werden. Nachdem reichlich Fotos vom besagten Wasserfall geschossen wurden, beginnt er mit einem breiten Grinsen, seine Waren anzubieten und hat großen Erfolg dabei. Welch ein Verkaufstalent! Zwischendurch werden auch zum dritten Mal die Tickets kontrolliert – man scheint hier wohl besonders sichergehen zu wollen, keine Schwarzfahrer an Bord zu haben.

unglaubliche Landschaften
Satte Hügel und blauer Himmel
Vorbeifahren an einer Brücke
Hüte dich vor den Tunneln!
Leckere Dhal Krapfen
Über die Berge
Wasserfall zum Mittagessen

Während der gesamten Fahrt habe ich eigentlich nur aus dem Fenster geblickt. Vielmehr Unterhaltung bedarf es auch überhaupt nicht. Hinzukommt, dass man sich zumindest innerhalb des Waggons frei bewegen kann, um die bestmöglichen Fotos zu knipsen. Eine wirklich wundervolle Fahrt, die ich jedem von ganzem Herzen nur empfehlen kann.

Das Leben vorbeiziehen lassen
All die Farben
Keine Unterhaltung nötig
Auf dem Weg zu den Tempeln schauen
Willkommen in Edinburgh
Fast da

Ankunft in Nanu Oya

Nach ca. 3,5 Stunden erreichen wir Nanu Oya, meinen Zielbahnhof für heute. Viele Touristen steigen übrigens in Hatton aus, bzw. ein, da man von dort den berühmten Adam’s Peak besteigen kann. Den spare ich mir für ein andermal auf. Auch Nanu Oya, beziehungsweise die nahegelegene Stadt Nuwara Eliya ist bei Touristen hoch im Kurs, weshalb ich mich mit einer großen Passagiertraube nach draußen quetsche. Wer etwas mehr über den Bahnhof von Nanu Oya und das Städtchen Nuwara Eliya erfahren möchte, der kann gerne in meinem Anschluss-Blog vorbeischauen, in dem ich über meine Weiterfahrt von Nanu Oya nach Kandy berichte.

Es herrscht mal wieder ein mittelgroßes Chaos und wie immer stehen auch hier bereits übereifrige Tuktuk-Fahrer bereit, die Touristen zu fragwürdigen Preisen an ihr Ziel bringen. Ich werde zufällig von einem aufgegabelt, der tatsächlich ein Freund meiner relativ neuen, abgelegenen Unterkunft in den Teeplantagen ist, und auch sofort den Weg kennt. Ich kann einen guten Preis aushandeln und verbringe die rund 20-minütige Fahrt in einem kleinen Van. Nachdem wir Nuwara Eliya durchquert haben, nehmen wir die Straße in Richtung der San Pedro Tea Factory und biegen in einen kleinen Trampelpfad ein. Ich finde mich unter einem strahlend blauen Himmel zwischen grünen Hügeln vor meiner kleinen Unterkunft wieder und freue mich auf die kommenden Tage in “Little England”.

Blick auf die La Luna Hütten
Mein kleines Haus für die Nacht
Tee, wohin du auch schaust
Where I spent the night

Urteil

Auch wenn die Reise mit dem Zug von Ella nach Nuwara Eliya mehr als Doppelt so lange dauert, als wenn man per Auto reisen würde, so lohnt sie sich allemal. Die schier unendlich erscheinenden Teeplantagen und eine Aussicht, an der man sich einfach nicht satt sehen kann, ist die Zugfahrt auf jeden Fall wert. Ich habe meine sehr komfortable Reise in der 2.Klasse mit reserviertem Sitzplatz sehr genossen, auch wenn man hierbei vergeblich auf einen gemütlichen Plausch mit den Locals hofft. Auf kulturelle Tuchfühlung geht man dann doch eher in der 3.Klasse. Alles in allem möchte ich diese Reise jedem empfehlen, den es einmal nach Sri Lanka verschlägt. Am besten mit Platzreservierung in 2. oder 3. Klasse. Meine ganz persönliche Meinung zur 1. Klasse könnt ihr dann gerne im Blogpost über meine Weiterfahrt nach Kandy nachlesen.

Ich hoffe, euch hat mein Beitrag gefallen und wir sehen uns bei meinem nächsten Bericht wieder. Solltet ihr noch irgendwelche Fragen haben, wendet euch gerne an unser freundliches Forum, wo euch von waschechten Reisenden weitergeholfen wird. Bis zum nächsten Mal!

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