Die Züge, die auf Sri Lanka verkehren sind so vielschichtig wie ein Riesen-Club-Sandwich. Erste, Zweite, Dritte Klasse, reserviert, unreserviert, NightMail-Train… Die Liste ist lang. Um in diesem wild bewachsenen Dschungel der Möglichkeiten halbwegs durchzublicken, möchte ich euch eine imaginäre Machete an die Hand geben. Dieser kleine, aber feine Guide, sollte hoffentlich alles abdecken, was ich während meiner Zugreisen auf Sri Lanka in Erfahrung bringen konnte. Sollte es danach noch Fragen geben, zögert bitte nicht, euch an unser freundliches Forum zu wenden, wo euch gerne von waschechten Reiseprofis weitergeholfen wird.
Zugklassen
Wie bereits erwähnt, gibt es auf Sri Lanka einen strahlend bunten Blumenstrauß an Zugklassen. Allgemein gilt: Nicht alle Klassen sind in allen Zügen vorhanden und auch nicht in allen Zügen ist eine Reservierung möglich. An dieser Stelle muss ich euch leider mit einem stumpfen “Es kommt einfach drauf an” abspeisen. Herausfinden könnt ihr das Ganze allerdings, wenn ihr auf die Website von Sri Lankan Railways geht, auf den pinken Train-Schedule-Button klickt und nach eurer Zugverbindung sucht. Anschließend sollten dann sämtliche Züge, inklusive der jeweiligen Klassen, welche auf der Strecke verkehren, ausgespuckt werden.
Übrigens ist es nicht möglich, sich zwischen den reservierten Klassen zu bewegen, denn diese werden meist, nachdem alle ein- oder ausgestiegen sind, abgeriegelt.
Erste Klasse
Die Erste Klasse in Sri Lanka kommt mit mehreren Besonderheiten um die Ecke. Sie ist nicht nur die einzige Klasse, die über eine echte Klimaanlage, sondern auch über eine Sitzplatzreservierung inklusive verfügt. Allerdings gibt es auch eine Schattenseite. Der Komfort einer Klimaanlage bringt leider auch den Nachteil mit sich, dass sämtliche Fenster geschlossen bleiben müssen (und es auch gar nicht erst möglich ist, sie zu öffnen), und man somit auf die atemberaubenden “Aus-dem-Fenster-Bilder” verzichten muss. Und es heißt: warm anziehen, denn die Singhalesen scheinen ganz dem Motto, “Wenn schon, denn schon” zu folgen, was dazu führt, dass es ganz schön frostig werden kann. Abgesehen davon, sind die Abteile (bzw. das Abteil, denn es gibt meistens nur eines) geräumig, hell, modern und bequem. Sogar britische Steckdosen sind vorhanden, aber auf Wi-Fi muss man dennoch verzichten.
Zweite Klasse
Die Standard-Zweite-Klasse auf Sri Lanka kommt mit freier Sitzplatzwahl. Die frostige Air Condition wurde hier durch insgesamt drei, meist altersschwache Ventilatoren ersetzt. Da man allerdings hier die Fenster öffnen kann, verspricht sie tolle Fotos und eine kühle Brise, in der es sich aushalten lässt. Es gibt graue Kunstledersitze, die 2 zu 2 angeordnet sind. Sie bieten etwas mehr Komfort als die Bänke in der 3.Klasse, lassen sich ein wenig zurückstellen und verfügen sogar über eine Fußleiste. Insgesamt ist die 2.Klasse relativ komfortabel und abhängig vom Zugtyp sogar echt schick.
Dritte Klasse
Auch die Dritte Klasse hat Ventilatoren, die einem das Reisen zwischen 30 und 40 Grad erleichtern sollen. Das funktioniert mal mehr, mal weniger. In der 3. Klasse gibt es keine Sitze, sondern gegenüber angeordnete, mit rotem Kunstleder bezogene Sitzbänke für 3-4 Personen. Man kann allerdings auch Pech haben und einen Zug mit 3.Klasse erwischen, wo es gar keine Sitzpolsterung gibt. Diese Bänke lassen sich natürlich nicht verstellen und es gibt weder Tische, noch Steckdosen, geschweige denn WiFi (haha!). Über den Sitzbänken gibt es eine recht großzügige Gepäckablage, wo auch große Backpacks Platz finden können. Wie man sich schon denken mag, ist in der 3. Klasse alles ein wenig gedrängter, dafür kommt man auf Tuchfühlung mit den Locals, die oft Lust auf einen kleinen Plausch mit den Touristen haben.
Night-Mail-Train
Auch Nachtzüge gibt es auf Sri Lanka. Wer sich z.B. auf die Reise von Colombo bis nach Trincomalee auf der anderen Seite des Landes bewegen will, dem bleibt gar keine andere Wahl. Die Night-Mail-Trains, wie sie genannt werden, verfügen meist nur über einen einzigen Schlafwagen, welcher meist durch die pendelnden Bahnangestellten Monate im Voraus ausgebucht ist. Für alle anderen gibt es dann noch die 2.Klasse-Sleeperettes, großzügige Sitze, die sich mehr oder weniger weit zurückstellen lassen. Leider konnte ich auf dieser Reise keinen dieser Nachtzüge nehmen, weshalb das hier alle Infos sind, die ich euch bieten kann.
Mit Reservierung
In der Zweiten und Dritten Klasse gibt es in ausgewählten Zügen die Option sich gegen einen Aufpreis, Sitze zu reservieren. Besonders mit viel Gepäck macht dies die Reise wesentlich entspannter. In speziellen Waggons, die nur für reservierte Tickets zur Verfügung stehen, kann man sich sicher sein, dass es nicht zu voll wird und man definitiv eine bequeme Fahrt und einen Sitz haben wird.
Ohne Reservierung
Hier läuft alles nach dem Motto “Wer zuerst kommt, malt zuerst”. Wie voll ein Zug wird, das kommt ganz auf die Strecke und Tageszeit an. Am besten ist es hierbei, am Anfangsbahnhof einzusteigen, da sich dadurch die Chancen erhöhen, noch einen Sitzplatz zu ergattern. Landet man dennoch irgendwo stehen auf dem Gang, muss man eben etwas Geduld haben, bis sich der Zug nach und nach leert. Keine unmögliche Aufgabe, aber ein bisschen Glück braucht es schon.
Ab und bis wann kann wo ich reservieren?
1. In Persona
Tickets für die (unreservierte) 2. und 3. Klasse kauft man einfach am Tag der Abfahrt am Ticketschalter (am besten ist man eine halbe Stunde früher da). Keine Sorge, die unreservierten “Plätze” der 2. und 3. Klasse können sich nicht ausverkaufen. (ob das nun gut oder schlecht ist, lasse ich euch überlassen :)
Wenn man in der 1. Klasse fahren möchte, kann man auch versuchen einige Tage oder Wochen im Voraus zum Bahnhof gehen, und sich persönlich ein Ticket kaufen. Ganz klar: Nichts für Kurzentschlossene.
2. Online Reservierung
Es gibt die Möglichkeit Tickets der 1. Klasse, sowie der reservierten 2. und 3. Klasse – falls vorhanden – Online zu reservieren. Hier wird es ein bisschen tricky. Auf 12go.asia kannst du die Züge online reservieren; jedoch höchstens bis 30 Tage vor Abfahrt.
Möchtest du deinen Platz ab 30 Tagen vor Abfahrt reservieren, kannst du die Seite Visitsrilankatour besuchen. Bezahlt wird per Kreditkarte und du erhältst direkt eine Bestätigung der Buchungsanfrage. Danach dauert es noch bis zu 48 Stunden, bis du deine finale Bestätigung mit Ticketnummer erhältst, die du anschließend am Schalter gegen ein richtiges Ticket eintauscht. Der Ticketpreis liegt hier um einiges höher – etwas mehr als das Doppelte – als wenn du dir dein Ticket selbst organisiert (was aber immer noch in Ordnung ist). Außerdem ist zu beachten, dass nicht sämtliche Zugverbindungen zur Auswahl stehen. Lediglich diejenigen, die auch tatsächlich reserviert werden können.
3. Bitte deinen Homestay-Gastgeber um Hilfe
Wenn du etwas Vorlaufzeit hat, und dir bereits eine schicke Unterkunft beim Abfahrtsbahnhof gesichert hast, kannst auf die Mithilfe deines Gastgebers hoffen. Viele Hotels, Hostels und Homestay-Besitzer sind äußerst zuvorkommend und tun ihr bestes, um dich zu unterstützen. Wenn du also einen Zug herausgepickt hast, aber selbst noch nicht vor Ort bist, um es persönlich am Bahnhof zu kaufen, kannst du versuchen, deinen Gastgeber zu kontaktieren und um den Kauf des Tickets zu bitten. Natürlich ist dies kein Garant dafür, dass du noch einen der heiß begehrten reservierten oder 1. Klasse Plätze bekommst, aber es ist einen Versuch wert. Auch hier gilt: Je früher, desto besser. An dieser Stelle ein Shout-out an meinen Gastgeber vom McQueen Homestay, der es geschafft hat, mir noch schnell eine reservierte Fahrkarte der 2. Klasse für die Strecke zwischen Ella und Nuwara Eliya zu ergattern.
4. Per Telefon
Laut der Website von Sri Lankan Railways ist es auch möglich, ausgewählte Zugreisen ab 30 Tage vor abfahrt per Telefon zu reservieren. Das habe ich persönlich nicht ausprobiert und kann daher keine genaue Auskunft geben. Die entsprechenden Telefonnummern zu den unterschiedlichen Bahnhöfen findet man auf der Website von Sri Lankan Railways unter dem Button “Reservations”.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Sollte es weitere offene Fragen geben, wendet euch gerne an unser freundliches Forum. Danke fürs Lesen!
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