Genau 19 Stunden dauert eine Bahnreise von Bukarest Nord nach Istanbul Halkali. Hizu kommt noch eine Weiterfahrt mit dem Bus ins Zentrum. Das bedeutet Balkan pur in 3 verschiedenen Ländern. Wie man an Tickets und Reservierungen kommt, wie der türkische Liegewagen aussieht und was man sonst noch so erleben kann – alle Infos zur Reise findest Du in diesem Blog.
Fahrzeiten
Nur im Sommer (7.6. bis 7.10.) fährt ein direkter Liegewagen, ja genau: 1 direkter Waggon, von Bukarest nach Istanbul und wird dabei an verschiedene Züge angehängt. Abfahrt ist 12:40 in Bukarest Nord mit dem Zug in Richtung Sofia, Ankunft ist 07:40 in Istanbul-Halkali zusammen mit dem Nachtzug aus Sofia kommend. In der Gegenrichtung ist Abfahrt um 21:40 in Istanbul-Halkali, wieder mit Zugteil nach Sofia, Ankunft in Bukarest am Folgetag um 18:55 Uhr.
Beide Züge mit allen Zwischenhalten findest auch hier auf rail.cc: Bukarest-Istanbul / Istanbul-Bukarest
Die Verbindung Sofia-Istanbul verkehrt ganzjährig, auch mit Schlafwagen, bei der Relation Bukarest-Istanbul ist dagegen im Winter (bzw. Frühjahr/Herbst) ein Umstieg in Dimitrovgrad, Grona Orjahovica und Ruse nötig. Fahrzeiten bleiben allerdings grundsätzlich gleich, da die sogennanten Trägerzüge (die im Sommer den Liegewagen tragen) auch im Winter fahren.
Tickets
Die meisten Reisenden auf dieser Verbindung sind Interrail-Reisende: deswegen auch hier meine Empfehlung und Link zum Interrail-Pass, schon ab 168 EUR für Jugendliche bis 28 Jahre. Normale Tickets sind etwas umständlicher zu bekommen. Du bekommst sie entweder hier bei der CFR, oder auf Nachfrage im DB-Reisezentrum (am Schalter) in Deutschland bei entsprechend gutem Personal. Letzte Möglichkeit wäre der Erwerb des Tickets vor Ort, also am Bahnhof Bukarest oder Istanbul-Sirkeci am internationalen Schalter.
Reservierung
Die Reservierung mit Interrail kostet nur 14 EUR für ein Bett im 4-er Liegewagen-Abteil. Das ist gleichzeitig auch die einzige Kategorie, die in diesem Zug angeboten wird. Im Nachtzug von/nach Sofia hast Du dagegen die Wahl zwischen Liegewagen (6er) (Reservierung 9,40EUR) und Schlafwagen 2er (Reservierung 15 EUR). Die Reservierung für den Zug Bukarest-Istanbul habe ich relativ problemlos am Schalter (=DB-Reisezentrum) bekommen. Beim Zug Istanbul-Sofia hingegen gab es Probleme, sodass ich diese Reservierung in Istanbul am Schalter gekauft habe.
Eindrücke von der Fahrt durch Rumänien, Bulgarien und die Türkei
Abfahrt ist gegen Mittag in Bukarest Nord Gara A. So lautet der komplette Name des Bahnhofes. Da ich an diesem Morgen lange geschlafen habe, gehe ich quasi früh (nach dem Aufstehen) zum Bahnhof, an diesem Vormittag wurde klassisch "nichts".
Ich nahm die Metro, deren Preis bei etwa 1-2 Euro für die Einzelfahrt lag. "Just in time" also relativ kurz vor Abfahrt war ich dann am Zug, im Bahnhof hatte ich noch schnell meine letzten rumäischen Lei in ein Bier für meinen Gastgeber in Istanbul investiert.
Mein Waggon ist der letzte am Zug Bukarest-Sofia, er steht als erster am Gleis im Kopfbahnhof.
Ich beziehe mein Abteil und begrüße meine beiden Mitreisenden Acer und Mariya, aus Großbritannien stammend, auch mit Interrail unterwegs. Ca. 20 Stunden Zugfahrt stehen uns bevor. Gleich zu Beginn fallen mir die türkischen Halbmonde mit Stern auf, die überall im Zug kleben. Später folgt noch ein Bild.
Der Zug fährt dann in Richtung Süden, wird auf der Strecke zur bulgarischen Grenze seit Jahren über Videle umgeleitet, da eine Brücke auf der Hauptstrecke defekt ist.
Am Nachmittag erreichen wir erst Giurgiu Nord, wo wir etwas eine mittlere Standzeit haben, danach überqueren wir die Donau und erreichen Russe, erste Station in Bulgarien, wo wir eine ganze Stunde stehen. An beiden Bahnhöfen finden Grenzkontrollen statt, da die Länder zwar EU aber nicht Schengen-Raum sind.
Danach geht die Fahrt durch die grünen Weiten Bulgariens. Die Strecke ist teilweise eingleisig und mancherorts sogar nicht elektrifiziert, da wir allerdings die Lok nicht wechseln, vermute ich, dass eine Mehr-System-Lok verwendet wird.
Zeit für einen Blick nach draußen...
...und danach einen kleinen Rundgang durch den Zug:
Es wird Abend und gegen halb sieben erreichen wir Gorna Orjachowiza. Hier wird der Zug in den Teil, der nach Sofia fährt und unseren Waggon, der nach Istanbul fährt, geteilt. Der Teil nach Sofia fährt relativ bald weiter, unser Teil allerdings bleibt hier ungefähr 2 Stunden stehen.
Der Schaffner geht durch den Wagen und verkündet uns das, meint, man könne aussteigen. Weiterfahr um 20:25 Uhr, kündigt er an. Wir fragen ihn kurz, ob wir Dinge im Abteil lassen können. Er meint, er würde es beaufsichtigen. Tatsächlich sitzt er dann die ganze Zeit wachend auf einer Bank am Bahnsteig davor. Mariya, Acer und Ich gehen nach einem kurzen Abendessen, bestehend aus mitgebrachten Speisen, in der Stadt spazieren.
In der Bahnhofshalle wird unser Zug nur mit Fahrziel Dimitrowgrad angezeigt. Als wir wiederkommen, hängen an unserem ein paar Waggons nach Dimitrovgrad – der 2. Trägerzug. In Gorna Orjahovica stoßen wir sowohl auf alte kommunistische Inschriften als auch auf Hakenkreuze. Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Ort halten soll. Er wirkt recht ausgestorben. Wir gehen eine lange Treppe hinauf auf einen Berg. Leider verdecken Bäume die Aussicht. In der Stadt selbst findet man immer wieder das Zeichen der bulgarischen Eisenbahn. Es sieht so aus, als sei das hier eine Art Eisenbahn-Stadt, wer weiß, vielleicht die Zentrale.
Dann geht es endlich weiter. Es wird bald dunkel, wir passieren noch Weliko Tarnowo, was auch ein sehenswerter Fleck sein soll, so erzählt Mariya, ihre Vorfahren kommen aus Bulgarien.
Dann ist es Zeit, um eines der beiden oberen Betten herunterzuklappen, das 2. brauchen wir ja nicht. Eine Leiter findet sich nahe der Schiebetür, wir montieren sie an das obere Bett. Bettwäsche gibt es auch, ich gehe gegen um 10 ins Bett, die anderen Beiden lesen noch ein wenig. Es folgen Bilder von der Innenausstattung unseres Abteils:
Das Rangieren in Dimitrovgrad muss ich verschlafen haben. Als nächstes folgt das Wecken an der Grenze. "Passport Control" ruft der Schaffner mit osteuropäischem Akzent in jedes Abteil. Müde krame ich schnell meinen Reisepass unter dem Kopfkissen hervor. Vor dem Einschlafen habe ich ihn zurechtgelegt. Nach ein paar Minuten kommen die Grenzpolizisten. Das muss die bulgarische Grenze gewesen sein. Der Zug fährt weiter. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich wieder einschlafe, nach einer halben Stunde etwa heißt es auf einmal "baggage control outside". "all baggage" fügt der Schaffner hinzu. "is that silly" sage ich zu meinen englischen Mitreisenden. Wir packen unsere Sachen zusammen, gehen nach Draußen. Ein Blick auf dei Uhr: 02:43 Uhr nachts. Beste Schlafenszeit.
Zuerst also eine Passkontrolle draußen, ich mache Bekanntschaft mit 2 jungen Frauen aus Deutschland, die von Hamburg nach Istanbul mit dem Zug fahren, um CO2 zu sparen. Vorbildlich! Danach die Gepäckkontrolle in einer kleinen Baracke daneben. Wir befinden uns in Kapikule, Türkei. Drinnen steht eine Durchleuchtungsmaschine, es wird kontrolliert. "Alcohol?" fragt mich ein Beamter. "Yes" antworte ich ehrlich und zeige auf die Dose für meinen Gastgeben in Istanbul , sie ist rechts außen an meinem Rucksack. Einen Liter darf man einführen, das wusste ich, und der Polizist winkt durch.
Ich betrachte kurz unseren Zug, der schon mit dem aus Sofia kommend vereint wurde. Wir gehen wieder ins Bett. Wenige Minuten später, die Briten waren sogar schon wieder eingeschlafen, klopft es wieder. "Ticket control" raunt es. "Now it becomes also stupid" kommentiere ich es ein wenig verärgert, da wir das Ticket sicher schon 3 mal auf dieser Fahrt vorgezeigt haben und in den Liegewagen aus Bukarest seit Bukarest auch niemand weiter zugestiegen ist.
Wir gehen wieder ins Bett, ich schlafe leider schlecht und erst nach langer Zeit wieder ein, höre dabei den Muezzin zum Morgengebet rufen. Es wird langsam hell, vielleicht gegen 4 Uhr morgens. Ich schlafe doch wieder ein. Als ich dann geweckt werde, ist es schon 9 Uhr, wir haben saftig Verspätung, die ich aber ehrlich gesagt eher begrüße. Ich esse mein Müsli und die mitgebrachte Milch, die sich auch eine Nacht hält, gegen Viertel 10 treffen wir im Bahnhof Halkali ein. Istanbul hatte sich schon von Ferne durch hohe Häuser und dicht Bebauung angekündigt.
Trotzdem sind wir noch lange nicht im Zentrum. Dorthin geht es per Shuttle-Bus, dieser ist im Ticket inbegriffen. Wie man ihn findet- keine Ahnung. Ich folgte einfach der Masse, ich vermute, fast alle Reisende (und zusammen mit denen aus Sofia sind das eine Menge) wollen weiter per Bus zum Bahnhof Sirkeci. Es stehen mehrere Busse bereit, die Fahrt dauert vllt 30 Minuten.
Du fährst entlang des Meeres und der alten Stadtmauer von Istanbul- eindrucksvoll! Auf der Eisenbahnstrecke daneben fuhr früher noch der Nachtzug bis nach Sirkeci, heute ist dort viel "Trafik" also Verkehr der Metro-Linie "Marmaray" nach Asien. Mit diesem Wort machte es mir ein türkischer Bahnbediensteter begreiflich, als ich nach dem Grund für die Verkürzung der Route fragte. 10:05 erreichen wir dann Sirkeci im Herzen Istanbuls, fußläufig von Topkapi Palast und Hagia Sofia entfernt, auf der europäischen Seite.
Ich verabschiede mich von den beiden netten Briten aus meinem Abteil. Wir sollten uns leider nicht mehr wiedersehen.
Mein erster Weg ging dann zum Geld tauschen. Dafür empfehle ich, vorher den Kurs zu prüfen. Danach ging es per Marmaray nach Asien.
Der Shuttle-Bus in die andere Richtung fährt übrigens 20:30Uhr zum Bahnhof Halkali, Abfahrt dort dann 21:40. Gut zu wissen, da ich ja 3 Tage später auch zurück muss.
Fazit
Für mich war es im Vorfeld wohl DIE exostischste Bahnstrecke in Europa, oder besser im Interrail-Bereich. Kein Wunder, dass ich die Reservierung nach Sofia auch nicht in Deutschland bekam. Keine Probleme gab es hingegen bei der Reservierung Bukarest-Istanbul. Positiv überrascht war ich dann vom Liegewagen der türkischen Eisenbahn. Sehr modern und komfortabel. Unattraktiv wird die Fahrt leider durch die Grenzkontrollen und das mitten in der Nacht incl. aussteigen. Nicht zuletzt leidet darunter auch die Fahrzeit. Was soll's. Es war ein kleines Abenteuer. Eine Empfehlung für jede Interrail-Reise im Osten, speziell Balkan.
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