Die Zugstrecke von Belgrad (Serbien) nach Bar (Montenegro) ist meiner Meinung nach ein Muss auf jeder Balkan-Reise: sei es als reine „Verbindung“ oder wegen ihres landschaftlichen Reizes. Direktverbindungen gibt es zwei, im Sommer teilweise drei.

Diese sind der Tagzug von Belgrad nach Bar (Fahrzeiten: Belgrad ab 09:21, Podgorica an 19:55, Bar an 20:55) Stand: Jul/2018
Des Weiteren gibt es den ganzjährigen Nachtzug: Fahrzeiten
Und den saisonalen Nachtzug ab Subotica: Fahrzeiten

In der Gegenrichtung:
Tagzug: Bar ab 08:20 , Podgorica ab 09:20, Belgrad an 20:05
Nachtzug Bar-Podgorica-Belgrad
Nachtzug Bar-Podgorica-Belgrad-Subotica

Beide Direktzüge von Belgrad nach Bar und zurück führen Autotransportwagen. Möchtest Du Dein Auto verladen, musst Du 1-2 Stunden eher am Bahnhof sein.

Maximale Höhe: 1,55m
Maximale Höhe: 1,55m
Die Verladezeiten für Tag- und Nachtzug
Die Verladezeiten für Tag- und Nachtzug

 

Fahrkarten, Wagenklassen und Interrail

Ein Tipp für Verbindungssuchen: Belgrad möglicherweise als „Beograd“ eingeben. In der offiziellen Interrail-App funktioniert es neustens auch mit „Topcider“ - der neuen Haltestelle
Bar auch als „Bar (MNE)“ eingeben

Tagzug: Der Tagzug führt ausschließlich 2. Klasse-Wagen. Eine Reservierung für 3 Euro ist optional, aber ohne große Vorteile. Die ehemals 1.-Klasse-Abteile fahren als 2. Klasse. Kaufst du eine Reservierung, sitzt du dort. Ich habe auf meiner Fahrt aber auch ohne Reservierung einen Platz bekommen.
Mit Interrail fährst du quasi gratis. Fahrkarten musst du am Bahnhof am Tag der Abfahrt kaufen. Preise für Hinfahrt: 19 Euro, mit Rückfahrt etwa 31 Euro. Bezahlen kann man entweder in Bar oder mit Karte. Währung in Serbien: Serbische Dinar, in Montenegro Euro.

ehemalige 1. Klasse- Sitze
ehemalige 1. Klasse- Sitze
2. Klasse-Abteil
2. Klasse-Abteil


Nachtzug: Der Nachtzug verfügt über Sitzwagen, Liegewagen und Schlafwagen. Der Standard ist eher niedrig. Über Fahrkartenpreise kann ich leider wenig sagen, sie liegen aber auf jeden Fall im unteren Preisniveau, du kannst auch für sehr wenig Geld Liege- oder Schlafwagen fahren.
Mit Interrail liegen die Aufpreise bei 0 Euro für Sitz-, 6 Euro für Liege- und 15/20/45 Euro für Schlafwagen (3er/2er/1er Abteil). Diese Informationen sind schon einige Jahre alt. Bestätigen kann ich nur die Aufpreise für Sitz-und Liegewagen. Ich gehe aber davon aus, dass die Schlafwagenpreise kaum gestiegen sein können. Anderenfalls wäre wohl ein normales Ticket preiswerter.

Blick aus dem Zug auf der Berge im Hinterland von Bar
Blick aus dem Zug auf der Berge im Hinterland von Bar
Liegewagen in Tagstellung, die mittlere Liege ist heruntergeklappt
Liegewagen in Tagstellung, die mittlere Liege ist heruntergeklappt
obere Liege im Liegwagen
obere Liege im Liegwagen
Schlafwagen in Tagstellung
Schlafwagen in Tagstellung

 

Regionalverbindungen Bar-Podgorica-Bar

Die Wagengarnituren der Nachtzüge werden Tagsüber im innermontenegrinischen Verkehr zwischen Bar und Podgorica eingesetzt. Die Fahrzeit beträgt circa eine Stunde. Es werden alle Unterwegshalte (zum Beispiel Susanj-Vorort von Bar) bedient.
Folgende Fahrzeitenauskunft fand ich im Bahnhof Bar:

Alle Abfahrtszeiten ab Bar
Alle Abfahrtszeiten ab Bar

Abfahrten Bar nach Podgorica:
05:08 (weiter nach Bijelo Polje), 06:35, 08:20 (weiter nach Bijelo Polje und Belgrad), 09:05, 10:40, 11:55, 14:10, 15:05 (weiter nach Bijelo Polje), 17:20 (weiter nach Bijelo Polje, 18:00, 19:00 (Nachtzug in Richtung Belgrad, über Bijelo Polje), 20:30

Abfahrten von Podgorica nach Bar:
05:25, 07:40, 07:58, 09:25, 10:40, 11:45, 13:00, 15:16, 16:40, 19:11, 20:00, 21:35

Eine weitere Regionalzugverbindung in Montenegro besteht zwischen Podgorica und Niksic:

Abfahrt ab Podgorica: 05:00, 07:55, 13:05, 15:15, 19:20
Abfahrt ab Niksic: 06:30, 09:20, 14:35, 17:20, 20:40

Regionalzug im Bahnhof Bar
Regionalzug im Bahnhof Bar
Bahnhof Bar
Bahnhof Bar
Kiosk im Bahnhof Bar, es gibt ebenso eine Gepäckaufbewahrung
Kiosk im Bahnhof Bar, es gibt ebenso eine Gepäckaufbewahrung
Zug in Bar
Zug in Bar
Blick auf die Berge
Blick auf die Berge
Lok der Eisenbahn Montenegro (Crna Gora)
Lok der Eisenbahn Montenegro (Crna Gora)

 

UPDATE: Wo ist der Bahnhof

Mein Mitreisenden und ich kamen zur unchristlichen Zeit von 05:58 Uhr (leider auch noch nahezu pünktlich- über ein Verspätung hätte ich mich gefreut) im neuen Bahnhof „Beograd Centar“ an

Der Zug nach Bar soll um 09:21 Uhr abfahren. Doch wo? Dass es diesbezüglich einige Neuerungen gäbe, hatte ich im Vorfeld gelesen. Genaueres hatte ich mir aber unglücklicherweise nicht gemerkt. Also suchten wir zuerst einen Bahn-Angestellten, oder jemanden, der danach aussah. Ich zeigte ihm meine Bahn-App mit der Verbindung Belgrad-Bar und deutete auf Bar. Er sprach leider kein Wort englisch. Einzige Erkenntnis: Der Zug fährt nicht hier, eine Handbewegung deutete irgendwo hin. Wir verließen den Bahnhof und traten ans Tageslicht. Wenigstens hatten wir eines zur Genüge: Zeit - über 3 Stunden.

Bahnhof Belgrad Centar von außen
Bahnhof Belgrad Centar von außen

Als erstes fiel mir die Kuppel vom großen Sava-Dom auf. Da sie eine der größten Sehenswürdigkeiten ist, liefen wir ihr entgegen. Die Stadt war noch fast menschenleer. Wir versuchten jeden Passanten nach dem Hauptbahnhof zu fragen. Die ersten drei sprachen kein Englisch, ein Fragen nach „Glavna“ (=serbisch: Hauptbahnhof“) hätte bei dieser Entfernung noch keinen Sinn gehabt. Kurz bevor wir den Dom erreichten, trafen wir auf einen jüngeren Herren und meine Hoffnung auf eine erfolgreiche Verständigung in englischer Sprache stieg. Doch leider stellte sich heraus, dass er ebenso wie wir Tourist sei und aus Bosnien käme. Warum er um diese Uhrzeit, es war erst halb sieben, schon wach war, weiß ich nicht. Immerhin: er deutete unsicher die Straße hinunter, dort könnte der Hauptbahnhof sein.
Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, den Dom wenigstens von außen zu besichtigen. Er besitzt eine der größten Kuppeln der Welt, doch leider öffnet er seine Tore erst um sieben Uhr. Da wir noch keine Idee weiter waren, warteten wir nicht. Sollte sich die Sache schnell aufklären, könnten wir ja noch einmal zurück kehren.

Dom des Heiligen Sava am frühen Morgen
Dom des Heiligen Sava am frühen Morgen

Als nächstes hieß es: WLAN suchen. Dieses gefunden, suchte ich per DB-App den Startpunkt der Verbindung Belgrad-Bar und landete beim Hauptbahnhof. Ich wechselte zu Google-Maps und suchte den Weg, machte einen Screenshot, um das WLAN verlassen zu können. Wir gingen die Straße hinunter, vorbei an stark baufälligen, oder noch vom Balkan-Krieg hinterlassenen Gebäuden, und fanden, endlich, den Bahnhof Beograd Glavna aus dem 19. Jahrhundert. Ich erinnerte mich an seine Fassade von Bildern.

Baufälliges Gebäude in Belgrad
Baufälliges Gebäude in Belgrad
schönere Ecken von Belgrad
schönere Ecken von Belgrad
Belgrad Hauptbahnhof „Glavna“
Belgrad Hauptbahnhof „Glavna“


Als wir die Eingangshalle durchquerten, erschlich mich schon eine böse Vorahnung: Ich glaubte, von einem geplanten Abriss dieses Bahnhofes gelesen zu haben. Als wir zu den Gleisen kamen, wurde genau diese Ahnung bestätigt. Inzwischen war es halb acht. Was nun?

Der alte Bahnhof, nun fahren nicht einmal mehr Züge
Der alte Bahnhof, nun fahren nicht einmal mehr Züge

Am ehemaligen Fahrkartenschalter saß eine Informationsdame. Sie sprach Englisch und so fragte ich sie, wo es nach Bar ginge, da alle meine verfügbaren Bahn-Apps mir diesen Bahnhof anzeigten und nicht aktuell zu seinen schienen. „Topcider, outside of Belgrad“ und „Tram Number 3“ wiederholte sie mehrmals mit serbischem Akzent.

alter Fahrkartenschalter
alter Fahrkartenschalter

Also gut. Straßenbahn also. Problem: wir hatten kein serbisches Geld. Ich fragte, wie weit es fußläufig sei. „10-15 kilometers, Tram Number 3“ war die Antwort. Bei noch gut 1,5 Stunden keine Option. Die Straßenbahn fuhr genau vor dem alten Bahnhofsgebäude ab, welches erst seit etwa 2 Wochen geschlossen wurde und neuen Hochhäusern weichen sollte, wie ich später erfuhr. Wir mussten kurz überlegen.

Die Straßenbahn von Belgrad fährt direkt vor dem alten Hauptbahnhof
Die Straßenbahn von Belgrad fährt direkt vor dem alten Hauptbahnhof

Da laufen keine Option war, blieb nur die Straßenbahn. Ohne Geld. Wir mussten schwarz fahren. An der Haltestelle fragte ich eine Dame, wie viel es denn kosten würde. Da sie mir signalisierte, taub zu sein und nicht sprechen zu können, tippte ich die Frage auf meinem Handy ein. 3 serbische Denare sollten es sein. Aber wo hätten wir die schnell herbekommen können, und welche Wechselstube öffnet so früh am morgen? Wir stiegen hinten ein, einen Not-5-Euro-Schein in der Tasche, sollte es zu Komplikationen kommen. So fuhren wir also bis vor die Tore Belgrads, bis es immer grüner wurde, nicht mal den Namen der Haltestelle kannte ich. Doch als dann die Haltestelle „Topciderski Park“ kam, sperrte ich alle Ohren und Augen auf. Danach kam ein dorfbahnhofsähnliches Gebäude in Sicht, wir stiegen aus. Nach kurzem Umschauen waren wir uns sicher: wir hatten das Ziel erreicht. Es war kurz vor acht Uhr. Den Dom konnte ich natürlich jetzt knicken, aber was solls.

Bahnhof Topcider Straßenansicht
Bahnhof Topcider Straßenansicht
Bahnhof Topcider Gleisansicht
Bahnhof Topcider Gleisansicht
Bahnhof Topcider
Bahnhof Topcider


Wir ruhten uns von den frühmorgendlichen Strapazen aus. Das Frühstück hatten wir in der Hektik ganz vergessen. Wir holten, typisch Interrail, unsere Schüsseln raus und aßen unser Müsli.
Der kleine Bahnhof Topcider verfügte gerade so über Toiletten, Fahrkartenschalter und sogar ein kleines Restaurant, was schon geöffnet hatte.

INFO: Möchtest du nonstop mit Bahnhofswechsel in Belgrad nach Montenegro reisen, schreibe dir den Weg von Beograd Centar nach Beograd Glavna auf. Nimm dort die Straßenbahn Nummer 3. Ideal wäre es dafür, serbische Denare zu besitzen. Fahr bis zur 1. Haltestelle NACH „Topciderski Park“. In der Regel sollte das alles in einer Stunde machbar sein. Wir benötigten nach einigen Schwierigkeiten ungefähr 2 Stunden.
 

Fahrt von Belgrad-Topcider nach Bar

Kurz nach uns trafen weitere Interrailer aus den Niederlanden ein. Je später es wurde, desto mehr Leute kamen. Trotzdem waren es nicht viele für eine so wichtige Verbindung. Wir warteten inzwischen an einem der Tische vor dem Restaurant. Zu uns gesellten sich drei Mädchen aus Paris, ebenfalls mit Interrail unterwegs. Die drei nahmen noch per Kartenzahlung - serbische Denare hatten auch sie nicht - eine Reservierung für den Zug vor. Wir tauschten uns über unsere Routen aus. Die Mädchen waren gerade mit dem Nachtzug aus Budapest gekommen und wollten nach Sutomore, an der Küste von Montenegro.
Der Zug wurde bereitgestellt und ich machte ein paar Fotos:

Zug im Bahnhof Topcider
Zug im Bahnhof Topcider
hinten hängt der Autotransportwagen
hinten hängt der Autotransportwagen
links die Autoverladestation in Topcider
links die Autoverladestation in Topcider
Der Name des Zuges – InterCity „Tara“
Der Name des Zuges – InterCity „Tara“
Graffiti am Zug Belgrad-Bar, auch das ist der Balkan
Graffiti am Zug Belgrad-Bar, auch das ist der Balkan


Dann stiegen wir ein, teilten uns mit den Französinnen ein Abteil. Knapp 12 Stunden Fahrt lagen vor uns, planmäßig. Früher waren es nur 7 Stunden. Pünktlich fuhr der Zug los, doch schon nach wenigen 100 Metern blieb er für mehr als 30 Minuten stehen. Wir hatten noch nicht einmal das Bahnhofsgebiet verlassen. Neben uns standen alte DDR-Speisewagen.

alter Speisewagen
alter Speisewagen

An der ersten Haltestelle hatten wir schon sage und schreibe 40 (!) Minuten Verspätung. Danach ging es zum Glück zügiger voran. Zuerst kam uns noch der Nachtzug aus der Gegenrichtung entgegen, mein Bahnverständnis sagte mir: auch dieser hatte Verspätung.

Die Toiletten...
Die Toiletten...
...teils sauber...
...teils sauber...
… teils unsauber
… teils unsauber


Dann wollten zwei der drei Mädchen in den Speisewagen gehen. Ich wollte sie noch warnen, doch sie waren schon weg. Was ich schon ahnte: sie kamen nach kurzer Zeit wieder. SPEISEWAGEN? FEHLANZEIGE! Und es kam noch schlimmer: sie erzählten, sie hätten am Vortag keine Zeit zum Einkaufen gehabt und hatten kaum Essen dabei. Aber typisch Interrail teilten wir unsere Vorräte.
Irgendwann, es war noch gegen Anfang, stieg ein junger Mann zu. Ein Montenegriner, sein Ziel war die Hauptstadt Podgorica. Unser Abteil war nun voll und auch der Rest des Zuges füllte sich langsam. Wir fuhren durch das serbische Hinterland, vorbei an orthodoxen Kapellen und durch weniger spannende Abschnitte.

eine orthodoxe Kirche
eine orthodoxe Kirche
Das serbische Hinterland
Das serbische Hinterland
Das serbische Hinterland
Das serbische Hinterland
Das serbische Hinterland
Das serbische Hinterland


An jeder Station überprüfte ich den Zeitplan: Wir holten auf! Nur noch 15 Minuten. Es würde sich alles an der Grenze entscheiden, so dachte ich mir. An Verspätung hatten alle Mitteleuropäer kein Interesse, wir mussten ja am Abend noch unsere Quartiere beziehen. Die Einheimischen sahen es dagegen eher gelassen, ganz nach dem Motto: „Verspätung ist mehr Zugfahrt für das gleiche Geld“.

Auch Städte liegen entlang der Strecke
Auch Städte liegen entlang der Strecke
Auf der Fahrt von Belgrad nach Bar
Auf der Fahrt von Belgrad nach Bar


Gegen Mittag passierten wir den kurzen bosnischen Korridor. Als die Strecke unter Tito gebaut worden war, hatte es diese Grenze noch nicht gegeben. Ich machte einen Screenshot von meinem Standort. Mein Besuch in Bosnien sollte mit ca. 10 Minuten ein sehr kurzer bleiben.

gehalten wird in Strpci/Bosnien nicht
gehalten wird in Strpci/Bosnien nicht

Am Nachmittag kamen wir dann in Richtung Grenze. Unsere Pässe wurden schon vor der ersten Grenzstation eingesammelt, vielleicht möchten auch die Schaffner am Abend so früh wie möglich Feierabend machen?

währenddessen wird es immer bergiger
währenddessen wird es immer bergiger
Zugstrecke Belgrad nach Bar
Zugstrecke Belgrad nach Bar
Zugstrecke Belgrad nach Bar
Zugstrecke Belgrad nach Bar


Wir erreichten die Grenzhaltestelle auf serbischer Seite mit ca. 15 Minuten Verspätung. Aber bei einer Standzeit von über 30 Minuten hatte ich Hoffnung, vielleicht sogar pünktlich abzufahren.

Vrbnica- Serbische Grenzhaltestelle
Vrbnica- Serbische Grenzhaltestelle
Aussteigen zum frische Luft schnappen
Aussteigen zum frische Luft schnappen


Doch es ging alles sehr gemächlich, viele Fahrgäste stiegen aus und schnappten frische Luft. Dem taten wir gleich. Wir fuhren schließlich mit mehr Verspätung wieder ab, als wir angekommen waren...
Wir aßen gerade Kekse, nicht nur unsere, auch der nette Herr aus Montenegro teilte seine mit uns. Wir revanchierten uns natürlich.
Es folgte die Grenzhaltestelle auf Seiten Montenegros. Auch hier wieder: Passkontrollen, lange Wartezeit. Es war schon Abend.

Bijelo Polje, endlich in Montenegro
Bijelo Polje, endlich in Montenegro

Während wir standen, kamen immer wieder Händler durch die Gänge des Zuges, öffneten erst die Abteiltür und dann ihre Reisetasche. Man sah das, was einem sogleich angeboten wurde: „Pivo, Aqua, Sokoj?“ („Bier, Wasser, Saft?“). Wir hatten genügend Vorrat, doch bei der Länge der Fahrt, dazu noch ohne Speisewagen war es ein lohnenswertes Geschäft für den Händler. Er ging mehrmals durch, immer wieder „Pivo, Aqua, Sokoj?“ und auch immer wieder durstige Reisende. Endlich fuhren wir weiter. Inzwischen 60 Minuten Verspätung.

Weiter nach Montenegro.
Weiter nach Montenegro.

Dann kam das, worauf ich so lange gewartet haben: die atemberaubende Bergwelt. Ich hole meine Kamera raus, doch so schnell, wie die Berge schroffer und die Schluchten tiefer werden, wird es auch dunkler. So dunkel, dass ich die Überafahrt über die Mala Rijeka Most- die höchste Eisenbahnbrücke der Welt- verpasse und sie erst sehe, als wir sie schon überquert haben.

Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Von Belgrad nach Bar
Die Sonne ist leider schon untergegangen
Die Sonne ist leider schon untergegangen
Sind das die Lichter von Podgorica?
Sind das die Lichter von Podgorica?


Podgorica erreichen wir dann bei völliger Dunkelheit, inzwischen schon mehr als eine Stunde Verspätung. Wenigstens hat schon einer aus unserem Abteil sein Ziel erreicht.
Die Franzosen gaben inzwischen ihrer Unterkunft über die Verspätung Bescheid. Ich hoffte noch darauf, die Verspätung mit anschließendem schnellen Laufen aufzubessern, da telefonieren in Montenegro auch nicht gerade ein Schnäppchen ist. Ich schrieb dann eine SMS. Inzwischen wurden wir alle unruhig. Vom Skutarisee sahen wir gar nichts mehr, auch die Mädchen aus Frankreich wollten endlich ankommen und noch etwas Richtiges essen. Sie stiegen in Sutomore aus. Wir sollten uns aber noch einmal wieder sehen- 2 Tage später besuchten wir gemeinsam die Bucht von Kotor.
Planmäßig 20:55, letztendlich 22:10 erreichten wir Bar. Wir wurden sofort von Taxifahrern empfangen, die aufgeregt ihren Dienst anboten. Aber wir gingen zu Fuß weiter, auch wenn es sicher nur wenige Euro gekostet hätte.

Ankunft in Bar am späten Abend
Ankunft in Bar am späten Abend
 

Fazit

Wir sind uns darüber uneinig, ob die atemberaubenden Ausblicke die anstrengende Fahrt wirklich wert waren, zumal wir dem Genuss ja auch noch teils beraubt wurden. Eine Stunde Verspätung sollte man auf jeden Fall einplanen, damit kommt man noch gut weg. Andererseits sind wir mit nur einem Reisetag von Zagreb nach Bar gekommen, hätten wir etwa den Nachtzug Belgrad-Bar genommen, wäre das unmöglich gewesen. Trotzdem würde ich beim nächsten mal auf der Strecke Belgrad-Bar wahrscheinlich den Nachtzug vorziehen, um die gefühlte Reisezeit zu verürzen. Wir sollten unsere Reise dann in Richtung Albanien fortsetzen, es wäre aber auch möglich, nach Belgrad zurückzufahren. Vorteil: Garantierte Aussicht auf die Berge, da man hier am Morgen vorbeifährt.

Bahnhof Bar
Bahnhof Bar
Bahnhof Bar
Bahnhof Bar
Grund für die lange Fahrzeit und unsere Verspätung
Grund für die lange Fahrzeit und unsere Verspätung

 

Die Regionalzugfahrt

Wir verbrachten 3 Tage in Bar. Den ersten Tag ruhten wir uns aus, am zweiten Tag fuhren wir nach Kotor (ein must-see in Montenegro), am dritten Tag besichtigten wir die alte Stadt „Stari Bar“. Wir badeten auch im Meer, der Strand ist jedoch steinig und lädt dazu nicht unbedingt ein.
Am dritten Tag fuhren wir dann mit dem Regionalzug nach Podgorica zurück und konnten so wenigstens den Skutarisee bei Tageslicht bewundern. Möchtest du diesen genauer erkunden, musst du auf diese Strecke in Virpazar aussteigen. Eine Bootsfahrt lohnt sich bestimmt.
Anbei ein paar Impressionen von der Fahrt nach Podgorica. Das Ticket für die Regionalzüge kannst du nur am Abfahrtstag am Bahnhof kaufen. Es kostet 2 Euro pro Person. Ich empfehle Dir, deinen Reisewunsch auf einem Zettel vorzulegen, da das Personal möglicherweise kein Englisch spricht.

Wir nähern uns Podgorica
Wir nähern uns Podgorica
im Bahnhofgelände Podgorica
im Bahnhofgelände Podgorica
Ankunft in Podgorica
Ankunft in Podgorica
Der Skutarisee
Der Skutarisee
Mein Ticket nach Podgorica
Mein Ticket nach Podgorica
vorbei an Susanj nahe Bar
vorbei an Susanj nahe Bar
Durch die Urlaubssiedlungen
Durch die Urlaubssiedlungen
Haltepunkt Susanj
Haltepunkt Susanj
an der Adria entlang
an der Adria entlang
Bucht von Sutomore
Bucht von Sutomore
Bahnhof Sutomore
Bahnhof Sutomore
weiter ins Hinterland
weiter ins Hinterland
der Skutarisee taucht auf
der Skutarisee taucht auf
Der Skutarisee
Der Skutarisee
Über den Skutarisee-Damm
Über den Skutarisee-Damm
Auf dem Skutarisee-Damm
Auf dem Skutarisee-Damm
Das Fort Lesendro am Skutarisee
Das Fort Lesendro am Skutarisee
Skutarisee- der größte See des Balkans
Skutarisee- der größte See des Balkans

 

Tipps

Wie schon beschrieben kann man mit Tag- oder Nachtzug wieder nach Belgrad zurückzufahren. Von dort hat man Anschluss nach Zagreb, Budapest oder Skopje und Thessaloniki.
Von Bar aus gibt es Fährverbindungen nach Bari und Ancona, und Busverbindungen nach Albanien.
Wir nahmen die Busverbindung von Podgorica nach Durres (Albanien) via Skadar.

Bahnhof Podgorica
Bahnhof Podgorica

Auch von Durres gibt es Fähren nach Italien . Aus Montenegro gibt es ebenso Busse nach Split (Kroatien), zum Ohrid-See oder nach Kosovo. Busfahrpläne und Tickets findest Du hier und hier.

Hast du jetzt Lust auf Interrail bekommen? Wenn ja, dann kaufe bitte dein Ticket hier. Für Dich entstehen keine Extrakosten und Du unterstützt alle kostenfreien Inhalte auf rail.cc wie diesen hier. Vielen Dank!

Wenn du Fragen hast, schreibe einfach in unser freundliches Forum.

Hier noch der ältere Bericht über die Strecke. Er besitzt bessere Bilder und ein interessantes Video.

 

 

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