Die Zugfahrt zwischen den zwei norwegischen Städten Oslo und Stavanger garantiert einiges an visuellen Eindrücken. Sie wird inzwischen vom Transportunternehmen GoAhead Nordic betrieben. Meine Reise war noch per VY/NSB, was allerdings keine Unterschiede an Strecke und Landschaft bedeutet.
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Oslo Hauptbahnhof
Diese Reise beginnt an Oslos Hauptbahnhof, einer großen, modernen Bahnanlage, mit viel von Allem: Shops, Cafés, Wartebereiche mit Sitzmöglichkeiten, Gepäckaufbewahrung, gratis Wi-Fi und Treppen nahe der Eingänge (und natürlich auch einigen Aufzügen).
Am Wolken-bedeckten Morgen meiner Abreise finde ich drei verschiedene Wege, in den Bahnhof zu gelangen (auch, wenn es noch viel mehr gibt). Sie befinden sich auf allen Seiten des Bahnhofs, was ziemlich praktisch ist.
Das Leben beginnt hier früh. Obwohl es erst sieben Uhr Morgens ist, sind die ersten Reise-Frühaufsteher bereits hier – inklusive Koffern und Rucksäcken. Manche sind bereits ziemlich gestresst, andere warten noch geduldig. Ich gehöre zur gemächlicheren Kategorie und blicke aus den riesigen Fenstern auf die Schienen.
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Am Hauptbahnhof Oslo gibt es 19 Gleise, die verschiedene Strecken und Orte, sowohl regional, als auch Langstrecke, bedienen. Ich entscheide, ein kleines Spielchen mit mir zu spielen und versuche zu erraten, auf welchem Gleis mein Zug ankommen wird. Ich entscheide mich für Nummer 10 und warte. Einige Minuten später stellt sich mein Gebot als Gewinner heraus. Hurrah! Ich betrachte dies als gutes Zeichen.
Der Ausgang zum Gleis ist ziemlich beeindruckend. Er ist gerahmt von farbigen Lichtern und ich fühle mich wie ein Charakter einer Sci-Fi-Fernsehserie, als mich ein langes Laufband zum Boarding bringt. Es bewegt sich langsam und geschmeidig; die LED-Lichtbögen sind geometrisch schön anzusehen. Ich bin sicher, Stanley Kubrick würde es lieben!
Es wäre nicht überraschend, nach einem solch futuristischen (oder eher retro-futuristisch?) Tunnel auf ein wartendes Raumschiff zu treffen. Stattdessen sehe ich einen Zug – was auch toll ist, weil genau das, die beste Transportmöglichkeit nach Stavanger darstellt.
Der Zug selbst sieht ebenfalls recht futuristisch aus. Er ist ein Zugtyp der Klasse 73 und wir kennen uns bereits. Er trägt immer noch die rot-weiß-orangene Tracht der NSB, aber wahrscheinlich nicht mehr lange: Das Re-Branding des Unternehmens (der neue Name lautet “Vy”) wird höchstwahrscheinlich auch das Erscheinungsbild dessen Fuhrparks beeinflussen.
Passagiere steigen ein, ich schließe mich an. Dieses Mal habe ich ein Ticket, welches mir die Reise in der Comfort Class ermöglicht, was komplett neu für mich ist. Ich kann es kaum erwarten.
Vy Comfort Class
Die Vy Comfort Class hat eine “2+2” Sitzanordnung, mit breitem Gang in der Mitte und großen, teils einklappbaren Holztischen zwischen einigen der Sitze. Die Sitze selbst sind groß und bequem, mit weichen, eingenähten Kissen, Stoffüberzug und verstellbaren Armlehnen.
Der Waggon hat zwei der heiß begehrtesten Dinge, die ein Reisender des 21. Jahrhunderts erwartet: eine Steckdose neben dem Sitz und schnelles, kostenloses Internet. Mir fehlt es an nichts. Aber der Zug hat noch mehr zu bieten.
Die Comfort Class unterscheidet sich nicht groß von der Zweiten Klasse. Beide sind hübsch anzusehen und bequem, wobei ich sagen muss, dass es lediglich zwei merkliche Unterschiede gibt. Der erste ist, dass die Comfort Class ein wenig mehr offenen Raum bietet, was zwar nett, aber nicht unverzichtbar ist (in Bezug auf den Reisegenuss). Der zweite Unterschied gefällt mir am besten – ein separater, recht großer und gut ausgestatteter Kaffee-Bereich.
Dieser Ort bietet viele kleine Freuden: Kaffee und Tee in verschiedenen Ausführungen (man kann sogar einen Cappuccino bekommen, wer hätte es gedacht?), Zucker und Milch. Außerdem gibt es auch ein paar runde Tische mit einem hübschen Design-Feature – anti-Fall- und schüttelresitente Becherhalter. Ich danke den Menschen, die dies erfunden haben und bin glücklich zu wissen, dass mein Pappbecher mit biologisch abbaubarem Deckel in Sicherheit ist. Außerdem gibt es, falls ich norwegisch lesen könnte, eine druckfrische Zeitung zum Mitnehmen.
Insgesamt kann ein Passagier also viele Dinge finden, mit denen er sich beschäftigen kann. Man kann die Aussicht genießen (was toll ist – wir kommen später noch dazu), sich von den kulturellen Nachrichten berieseln lassen, ein Nickerchen machen (diese Option nutze ich für ein Stündchen), oder den Zustand der Schlaftrunkenheit mit einer Auswahl an Heißgetränken bekämpfen.
Und selbst, wenn all diese Optionen noch nicht genug für dich sind, Kann man ein Zug-Café besuchen gehen. Es ist völlig überfüllt, voll von Keksen und Gebäck und frei von Alkohol.
Es gestaltet sich schwierig, einen freien Platz im Café zu finden und ich schätze, dass seine Beliebtheit nicht nur etwas mit den leckeren Kuchen, sondern auch mit seiner entspannten Atmosphäre und den breiten Fenstern zu tun hat. Apropos Fenster, es ist Zeit, über das, was draußen so vor sich geht, zu sprechen – meiner Meinung nach, ist dies das Beste an der ganzen Fahrt.
Zwischen Oslo und Stavanger
Die Strecke zwischen Oslo und Stavanger ist ungefähr 500 Kilometer lang. Täglich gibt es ein paar Züge, die von Norwegens Hauptstadt abfahren, wobei die Anzahl der Fahrten vom Wochentag abhängig ist. Die Reisezeit variiert ebenfalls etwas, in meinem Fall beträgt sie beispielsweise 7 Stunden und 40 Minuten.
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Die Landschaft ist spektakulär. Einige Bahnhöfe sehen fast irreal aus: Lediglich ein Schild mit Ortsnamen mitten im Nirgendwo (wie ich von meinem Platz in Waggon 1 feststelle). Nichts weiter, als reine Natur und ein Ortsschild. Selbst, wenn man ein paar winzige, farbenfrohe Häuser erspähen kann, türmen sich beeindruckende Berglandschaften hinter den Passagieren.
Ab und an bekomme ich das dringliche Bedürfnis alles hinter mir zu lassen und in den Wald zu laufen. Ich frage mich auch, wie es wohl sein mag, an einem solchen Ort zu wohnen, wo ein Mensch sich mehr als Gast auf diesem Planeten fühlen muss. Glücklicherweise ist meine weltstädtische Seele nicht mutig genug und das Wetter hilft mir dabei, im Gemütlichen zu verbleiben. Während der meisten Zeit meiner Reise regnet es draußen in Strömen.
Die Wetterbedingungen sind nicht nach Jedermanns Geschmack, auch, wenn am Fenster entlanggleitende Wassertropfen keine große Belästigung darstellen. Ich kann die malerische Landschaft dennoch genießen und sie hat sogar etwas besonders Aufregendes in der Schönheit des Regens. In seltenen Momenten verlässt der Zug die Regengebiete und gleitet schon bald wieder in ein Neues.
Bemerkenswert: In Kristiansand ändert der Zug die Fahrtrichtung – somit verbringt also jeder Passagier die Hälfte der Zeit mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Jedenfalls, egal wo man sitzt, wird man immer die Möglichkeit haben, seine Augen an etwas herrlichem zu weiden.
Wir fahren an kleinen Flüssen, riesigen Felsen, alten Bäumen, verschiedensten Brücken, kurvigen Straßen, winzigen Dörfern, Moos, Wurzeln, Gras, Diagonalen und Abhängen vorbei … Auf unserem Weg gibt es viele Tunnel und es wird jedes Mal merklich kälter, wenn der Zug sie durchfährt.
Nachdem ich jahrelang in einer Großstadt gewohnt habe, sehe ich normalerweise nicht so viel wilde Natur. Jetzt bekomme ich in so kurzer Zeit so viel davon, dass ich mich verständlicherweise etwas überwältigt fühle. Aber dann wird mein Geist von der Schönheit des Überangebots durch die Ankunft unseres Zuges gerettet.
In Stavanger
Nach dutzenden Tunneln, mehr als zwanzig Zwischenhalten, drei Tassen Kaffee und zwei Ticketkontrollen erreiche ich mein Ziel. Der Zug hält in Stavanger, eine Stadt, bekannt als Hauptstadt des Öls in Norwegen.
Dieser Ort ist angenehm und willkommen heißend. Er eignet sich zum Laufen und Fahrradfahren – natürlich nur, wenn man sich nicht vor den komplizierten Landschaften fürchtet. Der Regen hat aufgehört. Ich sehe mich ein wenig um, während ich gemütlich zu meinem Hotel gehe. Und mir gefällt, was ich zu Gesicht bekomme.
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Nun ist es Zeit, den letzten Helden dieser Geschichte zu treffen. Das Radisson Blu Royal Hotel , ein Hotel einer Kette, die mir erfahrungsgemäß einen guten Service bietet. Mein Zimmer ist geräumig und mit allem ausgestattet, was ich brauche. Ich finde sogar ein Näh-Set – was genau das ist, was eine meiner Hosentaschen gerade benötigt. Nun, ich beginne meine Reparaturarbeiten und entlasse euch mit meinen besten Wünschen. Danke fürs Lesen!
Ein paar letzte Worte
Ich würde diese Strecke gerne jedem Fan der nordischen Natur nahelegen. Selbst, wenn man keinen direkten Grund hat, nach Stavanger zu reisen, so kann ich nur raten, dieser Reise eine Chance zu geben – es gibt einiges zu sehen!
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Tickets gibt es bei ACP Rail oder auf der Vy Website. Auf rail.cc erwarten euch wie immer noch mehr Informationen.
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