Diese Reise beginnt in der Hauptstadt Dänemarks, führt durch schwedisches Territorium und endet in der Hauptstadt Norwegens. Sie ist in zwei Teile unterteilt, mit einem Zugwechsel in der Geburtsstadt von Kal, Ada und Hasselblad.

 

1. Kopenhagen Hauptbahnhof

Es ist ein früher, bewölkter Morgen in Kopenhagen mit gelegentlichen Regenschauern. Gerade herrscht für Coffee-to-go Hochkonjunktur und abgestellte Fahrräder warten auf ihre Besitzer, während Reisende, so wie ich, auf ihre Züge warten.

Der Hauptbahnhof Kopenhagen (København H, wie er auf Tickets und den Fahrplänen bezeichnet wird — das H steht für das dänische Wort Hovedbanegård) ist riesig, erwachsen und ehrwürdig. Seine Mauern halten ein massives Hexagon-Symbol mit einer Krone und Flügeln – das ehemalige Logo der DSB (Dänische Staatsbahn). Es ist schon fast niedlich, dass das Unternehmen ein Plakat verwendet, um allen eine gute Reise und einen schönen Tag zu wünschen.

In meinem Kopf wünsche ich den einheimischen Vögeln Selbiges und gehe durch das hohe Bahnhofsdach hinein.

Der Bahnsteig, von dem mein Zug abfahren soll ist bereits ziemlich überlaufen. Es herrscht reges Treiben. Wagenreihungen kommen und gehen, sich im Minutentakt folgend. Im Fahrplan gibt es eine kleine Verspätung, einige Wagennummern wurden geändert und Abfahrtszeiten werden einfach aus dem Ärmel geschüttelt.

Ich bin etwas verwirrt und verliere mich in den unbekannten Lettern der Informationstafeln. Beinahe steige ich in den falschen Zug. Ich bin mir nicht sicher, warum der Bildschirm “Helsingborg” anzeigt, ein Bahnangestellter (an dieser Stelle ein Dank an den guten Mann!) klärt die Situation jedoch auch und bedeutet mir das richtige Gefährt.

Der richtige Zug steht auf Gleis 5C, mit orangenen Streifen nahe der Türen. Gerettet, vor meiner eigenen Geistesabwesenheit von einem Rat zum richtigen Zeitpunkt, beginne ich nun endlich meine Reise ordnungsgemäß. Dies ist das Happy End von Kapitel 1.

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2. Øresundståg

Der Zug, in dem ich mich befinde, trägt den Namen Øresundståg, ein Schienennetz, welches in Dänemark und Schweden operiert. Der Zug ist modern, schnell und voller Menschen. Ich nutze einen noch zugeklappten Sitz zwischen den Waggons und warte, bis wir Malmö erreichen. Viele Passagiere verlassen dort den Zug, sodass ich mich auf die Suche nach einem leeren Sitz begeben kann, während ich so wenige Menschen wie möglich dabei störe.

Øresundståg
Øresundståg
Øresundståg

Es gibt drei wichtige Worte, die in der Nähe einiger Sitze gefunden werden können — “Kan Vara Reserverad”. Dieser Ausdruck bedeutet “Möglicherweise reserviert”. Falls du keine Reservierung hast (diese muss separat vom Ticket erworben werden), steht es dir frei, dich auf die Suche nach einem freien Sitz zu begeben, was sich zu Stoßzeiten etwas schwierig gestalten kann. Jedenfalls, soweit ich das bewerten kann, funktioniert dies meist nur in der Theorie, während es in der Praxis so viele Leute gibt, die sich dann einfach irgendwo hinsetzen, wo Platz ist.

Ich gehe durch die Zweite Klasse. Die Sitze hier sind in Vierer-Reihen angeordnet, haben große Kopfstützen und sind mit blauem Textil überzogen. Persönlich habe ich das Gefühl, dass all dies ein beeindruckendes Level an Komfort für die Zweite Klasse eines Regionalzuges ausstrahlt. Und so sieht der Wagen aus, wenn er leer ist:

Glücklicherweise erlaubt es mir mein Ticket, auch einen Platz in der Ersten Klasse einzunehmen, selbst wenn diese sich nicht groß unterscheidet. Natürlich ist dieser Waggon ebenfalls komfortabel. Und hier ist ein Bild ohne Passagiere:

Ich schaffe es, einen Sitz zu finden und meine Reise völlig entspannt weiterzuführen. Mein Sitz ist mit Kunstleder überzogen. Ich habe einen Tisch, eine Garderobe, eine Steckdose und einen clever designten Bodenraum für Gepäck zur freien Verfügung.

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Ein Zugmitarbeiter mit kleinem Speisewagentrolley erscheint. Er bringt einen erfrischenden Kaffee, welcher ebenfalls im Ticketpreis mit inbegriffen ist. Außerdem bemerke ich noch ein weiteres nettes Anzeichen, dass sich hier um seine Passagiere gekümmert wird. Irgendwann hält der Zug einmal irgendwo zwischen zwei Stationen. Dieser Halt dauert nicht länger als ein paar Minuten, jedoch informiert einen die Lautsprecherdurchsage (auch auf Englisch) darüber, dass alles nach Plan verläuft, da wir lediglich auf einen entgegenkommenden Zug warten.

Die Landschaft ist flach und wird größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Es gibt viele Felder, wobei mir besonders die gelben gefallen – sie sehen so strahlend und optimistisch aus, im Kontrast zum bewölkten Himmel. Eine weitere Sache, über die ich mich jedes Mal freue, aus dem Fenster beobachten zu können, sind Windräder, von denen mein Blick aus dem Fenster einige zu bieten hat.

Ohne signifikante Veränderungen in der Landschaft erreichen wir Göteborg. Und es gibt gute Neuigkeiten: das Wetter hier ist schöner. Hallo, Sonne! Bis zum nächsten Mal, Øresundståg!

 

Intermezzo: Über die Strecke

Die Strecke zwischen Kopenhagen und Oslo beläuft sich auf ungefähr 600 Kilometer. Göteborg, wo der Zugwechsel stattfindet, liegt genau in der Mitte. Während des ersten Teils der Reise, verlässt der Zug Dänemark, fährt einmal quer durch Øresund (durch einen langen Tunnel und über eine noch längere Brücke) und bewegt sich anschließend in Richtung Schwedens Norden. Anschließend fährt der zweite Zug noch weiter nach Norden und erreicht schließlich Norwegen.

Diese Reise in zwei Akten dauert 7,5 Stunden, exklusive der Zeit zwischen den Zügen. In meinem Fall beginnt das ganze Abenteuer um 8:27 Uhr mit anschließender einstündiger Freizeit in Göteborg und Ankunft auf norwegischem Boden um 16:52 Uhr.

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3. Göteborg Hauptbahnhof

Ich mache Bekanntschaft mit dem sonnigen Mittag in Göteborg. Ich habe zwar keine Zeit die Stadt zu erkunden, sehe mich jedoch in der Nähe des Hauptbahnhofs um. Fun Fact: dies ist der älteste aller Bahnhöfe in ganz Schweden. Und dessen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist super in Schuss.

Die Architektur und auch sein Inneres ist voller interessanter Details. Komplizierte Lichtaufhängungen, verschiedenste Holzelemente, Steinbecken, riesige Dachlaternen, verlockende Muster, Fensterverkleidungen… Abgesehen von all dieser Schönheit ist das Gebäude vollgestopft mit Cafés, Läden und anderen Dingen, die ein moderner Reisender benötigt. Inklusive gratis Wi-Fi (der Name des Netzwerkes wirkt sehr willkommenheißend – “Alle Bahnhofsgäste”).

Die Zeit verfliegt, wenn man Internetzugriff hat. Meine einzige Stunde an diesem Ort kommt zu einem Ende. Ich gehe nach draußen, näher zu den Plattformen. Dort gibt es verschiedenste Zugtypen, -farben und -formen. Es ist einer dieser Momente, in denen ich die Zug-Geeks, die gerne einmal mit jeden Zug auf diesem fahren möchten, verstehe. Schade, dass das Leben so konstruiert ist, dass es unmöglich ist an zwei oder mehr Orten gleichzeitig zu sein. Ich mache mich also auf den Weg zu meinem Gleis.

 

4. Vy Class 73

Der Zug, welcher mich an mein Reiseziel bringen wird, ist bereits hier. Er steht auch schon für das Boarding im Voraus bereit und ich kann einen Blick auf sein Äußeres werfen.

Es ist ein Class 73 Exemplar, mit hoher Stirn und Fahrerkabine, großen Nasenflügel-Scheinwerfern und einem schmalen, gelben Lächeln auf seinem Schutzschild. Der Zug ist rundlich und strahlt in grellen Farben. Er verfügt über vier Waggons für mehr als zweihundert Passagiere und ein geneigtes System, um höhere Geschwindigkeiten an Kurven meistern zu können.

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Das Unternehmen, welches dieses Fahrzeug betreibt, wurde kürzlich neu gebranded. In der Vergangenheit wurde es NSB genannt und heißt nun Vy. Der Wechsel geschah gerade einmal einen Monat vor meiner Reise, weshalb viele Züge noch über den vorigen Namen, inklusive Logo verfügen. Ich blicke auf das NSB-Symbol, welches ein langsam verschwindendes Stück Realität wird. Ich schätze, dies ist eine der letzten Möglichkeiten es außerhalb eines Eisenbahnmuseums zu betrachten.

Aber genug der lyrischen Spekulationen, es ist Zeit weiterzumachen – sowohl metaphorisch, als auch physisch. Ich steige an Bord und betrete die Zweite Klasse, wo ich die nächsten vier Stunden verbringen werde.

Wie in einem Øresundståg-Zug, ist die Sitzanordnung hier ebenfalls “2+2”. Manche Sitze haben befestigte Holztische dazwischen, andere verfügen über eingeklappte Plastiktische. Die Fenster sind groß genug, die Sitze recht komfortabel.

Einige Zeit nach der Abfahrt findet die Fahrkartenkontrolle statt. Diesmal bittet der Zugführer, aufgrund von offiziellen Anforderungen, nicht nur das Ticket, sondern auch einen Lichtbildausweis vorzuzeigen. Das macht keine allzu großen Umstände und der Zugführer ist freundlich und nett. Er hat gute Laune, lächelt, macht Witze und tauscht ironische Kommentare mit meinen Mitreisenden aus. Dies vergrößert die bereits ganzheitliche Atmosphäre der Gemütlichkeit noch mehr und ich fühle mich noch wohler als zuvor schon.

Apropos Gemütlichkeit, meine liebsten Essetials sind natürlich auch nicht weit. Und damit meine ich eine Steckdose und gratis Wi-Fi. Nichts unterbricht also das moderne Leben bei dem, was es ist: ein kontinuierliches Laden und Entladen. Ich bin eingesteckt, relaxed und fühle mich pudelwohl.

Es gibt ein paar weitere Features. Diese befinden sich bei den Türen zwischen den Waggons. Das erste ist ein Kaffeestand (soweit ich es verstehe, ist dieser für alle Passagiere gratis – egal mit welcher Klasse man unterwegs ist). Das zweite ist ein Set Papiertüten mit recht unambitionierter Zeichnung darauf. Ich passe bei Letzterem und mache mir lieber noch ein weiteres Heißgetränk.

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Während ich meine Freizeit genieße, verändert sich die Landschaft. Der letzte Teil meiner Route lockt mit vielen Felsen, Wäldern und Seen. Je näher wir an Oslo kommen, desto dichtbewachsener die Wälder, größer die Hügel und weiter die Wasserflächen.

Und letztlich fährt der Zug in die Stadt hinein und kommt schließlich zu einem Halt. Die Reise ist vorüber.

 

5. Oslo Hauptbahnhof

Wenn die Fahrt angenehm ist, fühlt sich die Reise für gewöhnlich kürzer an, als sie es ist. Dies war hier genau der Fall. Ich verlasse den Zug mit einem bittersüßen Gefühl, jedoch werden wir uns definitiv wiedersehen.

Der Himmel ist blau. Die Sonne scheint noch. Ich befinde mich am dritten Hauptbahnhof für heute, was sich irgendwie fast wie eine Leistung anfühlt.

Der Hauptbahnhof Oslo ist der größte Norwegens und zudem relativ neu. Er empfängt seine Passagiere mit einem spektakulären Außentafel und Beispielen zeitgenössischer, öffentlicher Kunst.

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Ich teile mein Alter mit dem Gebäude, wobei es etwas frischer aussieht, als ich – zumindest am Abend. Ich werde diesen Ort etwas später noch erforschen, das steht fest. Aber jetzt – nachdem ich einen schönen Tag in Gesellschaft von Schienen verbracht habe – gehe ich in Richtung Forenom Aparthotel, wo ich etwas verweilen werde.

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Epilog

Bevor ich diesen langen Text schlussendlich beende, würde ich gerne noch die zuvor genannten Apartments empfehlen. Und dafür gibt es einige Gründe. Der Ort liegt gerade einmal 10 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof entfernt. Ein Apartment verfügt über eine kleine Küche, weshalb es günstiger ist, als in einem Hotel zu übernachten, was in einer teuren Stadt wie Oslo wichtig sein kann. Und das letzte, was ich daran ebenfalls mag, ist, dass es keinen Check-in und keine Interaktion mit jeglichem Personal gibt: man erhält einfach einen Code per E-Mail und SMS und kann diesen dazu verwenden, das Gebäude und sein Zimmer zu betreten. Ist das nicht schön?

Okay, das ist fast alles, meine geduldigen Leser! Ein letzter Gedanke: die Reise von Kopenhagen nach Oslo mit dem Zug ist alles andere als eine schlechte Art, einen Tag zu verbringen, also buche deine Fahrscheine auf Omio, ACPRail oder bei der SJ und genieße die Erfahrung! Und ein wirklich allerletzter Gedanke: Ich glaube, es ergibt Sinn, sich eine zusätzliche Sitzplatzreservierung zuzulegen, falls man werktags während der Hauptreisezeiten via Øresundståg reist. Viel Glück! Grüße und Küsse und so weiter.

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